So ähnlich hört es sich an, wenn Hundebesitzer mit ihren Hunden im Alter zwischen 6 und 12 Monaten reden, die Welt nicht mehr verstehen und vor allem nicht, warum auf einmal – von heute auf morgen – alles anders als sonst ist.
Vorbei, die schöne Zeit als der kleine süße Welpe an den Augen seines Herrchens klebte und wartete, was dieser sagt oder tut. Alles funktionierte, nach dem Welpenkurs, wo er so viel gelernt hatte, wie am Schnürchen. Das hätte doch eigentlich reichen müssen, was er da gelernt hat. Er gehorchte, war kooperativ, lernmotiviert und akzeptierte alle angebotenen Alternativen mit Begeisterung.
Auf einmal läuft er – mit suchendem Blick nach Kumpels – wie ”Mister Hero” in den Park ein und tut so, als ob sein so geliebtes Herrchen und Frauchen nicht mehr vorhanden oder Luft wäre. Übt auf drei Beinen zu pinkeln, wobei er immer wieder umfällt. Beginnt sich ”aufzumandeln”, wenn einer an der Türe klingelt, als ob er über Nacht den Job des ”Empfangschefs” bekommen hätte, an dem niemand mehr ohne “Geruchs- und Ausweiskontrolle” vorbei kommt.
“Was ist nur mit meinem Hund los?” Es reicht nicht, dass Mann oder Frau ohnehin schon genügend mit der veränderten Situation zu tun hätte, jetzt kommen auch noch – wie eine Invasion, ob man will oder nicht, die Ratschläge der – so ”viel” wissenden – anderen Hundebebesitzer hinzu:
“Also, dem müssen Sie zeigen wo der “Hammer hängt”, der ist “dominant” – was so klingt, als ob der Hund zum ”menschenfressenden” Alien mutiert wäre oder eine ansteckende Krankheit hätte.
“Meiner hat seit dem ein Stachelhalsband ….. und wenn er nicht sofort kommt, dann müssen Sie ihn bestrafen…………”
“Also meinen habe ich kastrieren lassen……. Fiffi komm, komm Fiffi, Fiffi komm jetzt ………, also normaler Weise kommt er, seit dem er kastriert wurde………………!”
“Der will Sie nur schikanieren! Den müssen Sie dafür bestrafen, ignorieren, auf keinen Fall mit ihm sprechen und sein Fressen reduzieren ……!” usw.
In so einer Situation beginnt - vor allem als kinderloser Ersthundebesitzer – eine Odyssee der Zweifel an sich und seinem Hund. Vielleicht fragen Sie sich auch manchmal ob Sie eine Selbsthilfegruppe brauchen und Ihr Hund ins Tierheim muss?
Sie sind mit Ihren Nerven am Ende und umso verzweifelter Sie sind, umso weniger tut Ihr “Liebling” das was Sie wollen. Als ob er – kaum haben sie etwas gesagt – Ihre Gedanken lesen könnte, werden die Ohren noch mehr nach hinten “geklappt” und auf “Durchzug” gestellt.
Wenn sie sauer sind und ihm dies mitteilen, bellt er, ohne zu erkennenden Grund, anschließend einfach einen Menschen an. Mit dem Ergebnis, daß Sie nun auch noch von dem Rest der Gesellschaft geächtet und beschimpft werden:
“Nehmen Sie Ihren sch…… Köter an die Leine, der hat mich angebellt…. ich zeige Sie an!”
Eine immer häufiger zu hörende Drohung die typisch deutschem Verhalten in diesem Land entspricht. Eingentlich sollten sich solche Leute für den immer noch begehrten Job als “Blockwart” bewerben, die feige ihren Hund als Ventil zum Frustabbau benutzen.
Worauf Sie sich dann noch schlechter fühlen. Ein Kreislauf beginnt und eine innere Stimme wird immer lauter – fragend, ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, mit den anderen einen anschließenden Junghundkurs zu besuchen……..
Was ist nur mit meinem Hund los? Ist der krank? Haben die anderen Hundbesitzer doch recht und er macht das alles absichtlich, um mich zu ärgern?
Blödsinn! Ihr Hund ist einfach nur in der Pubertät und geschlechtsreif geworden, und dies gehört wie bei allen Säugetieren, auch beim Menschen, zum Erwachsen werden. Hunde sind eben keine Maschinen, sondern Individuen!
In diesem Alter verändert sich das Verhalten vom „süßen“, gut sozialisierten und erzogenen Welpen – wenn er in einer guten Welpenschule war -, zum halbwüchsigen „Rowdy“. Er beginnt, seine Grenzen auszuloten und auf einmal mehr Interesse – trotz guter und enger Bindung an den Menschen – an anderen Hunden, als am Menschen zu zeigen und sich stellenweise so benimmt, als hätte er „Bohnen in den Ohren“.
Das Spiel der jungen Hunde verändert sich und wird rauer!
Rüden beginnen während des Spiels ihre Kräfte zu messen – auch übrigens an Ihnen – und sich für Hündinnen zu interessieren! Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihr “Süsser”, dann von älteren, erwachsenen Hunden und hoffentlich auch von erwachsenen Hündinnen, eine auf die “Mütze” bekommt, weil er meint sich dort ebenso verhalten zu können. Individualdistanzen gegenüber erwachsenen Hunden nicht einhält oder Drohgesten einfach ignoriert.
Dieses ist, wohlgemerkt, normales Hunde-Verhalten und stellt weder Verhaltensauffälligkeiten noch fehlinterpretiertes „hypersexuelles“ Verhalten oder Dominanz, die immer funktionierende Ausrede für Ahnungslosigkeit, bei Rüden dar. Obwohl Ihnen dies vielleicht viele am Umsatz orientierten Tierärzte oder auch Trainer ihrem “lieben Kleinen” so gerne andichten. Entweder um eine Indikation für eine Kastration zu konstruieren, oder als Trainer seine Inkompetenz zu vertuschen.
Neurale Verbindungen für Erlerntes entstehen nicht im Hoden, sondern in Gehirn!
Und Hunde erzieht man nicht mit dem Skalpell, sondern mit Liebe, Geduld, Motivation und Gelassenheit! Wir benötigen 18 oder mehr Jahre um Erwachsen zu werden. Hunden werden für diesen Entwicklungsprozess nicht einmal 1 – 2 Jahre zugestanden.
Nun werden Sie einwenden, dass dies ja alles schön und gut sei und möchten wissen was Sie tun können, damit Ihr Hund wieder “funktioniert”. Zunächst, wenn Sie unbedingt meinen Hilfe zu benötigen, einen Junghundkurs buchen. Der Ihnen und auch Ihrem Hund Spaß macht!
Dann, “cool bleiben”! Wenn Sie das noch nicht können, sollten Sie einen Kurs besuchen um Entspannungstechniken zu erlernen und sich in Gelassenheit üben. Wollten Sie dies nicht ohnehin schon sehr lange?
“Dran” bleiben…..! Sich Zeit für Ihren Hund nehmen, ihm zeigen, daß sie ihn mögen und sich mit ihm beschäftigen! Sie werden sehen wie sich Ihre “Probleme” in Luft auflösen und ihr Hund auf einmal wie verwandelt ist.
Hunde sind geborene ”Lügendetektoren” und können jedes Verhalten der Menschen lesen – auch schlechte Stimmung!
Dann sollten Sie immer wissen was Sie wollen! Sollte Mann oder Frau ohnehin immer und wenn nicht, an Ihren Führungsqualitäten und ihrer Glaubwürdigkeit arbeiten. Die benötigen Sie spätestens jetzt, sonst trifft Ihr Hund die Entscheidungen!
Was aber nicht für vermeintliche Dominanz, sondern für die Intelligenz Ihres Hundes spricht…. Also intelligenter als Ihr Hund sein!
Und zuletzt……. etwas sehr Wichtiges…….!
Ihren Humor nicht verlieren, jeden Tag mit ihm geniessen – Hunde haben ohnehin ein kurzes Leben – viel mit ihm sprechen, auch wenn der Rest der Bevölkerung sie für beklopft hält …….und abwarten…….. bis er erwachsen ist!
Toller Artikel, der direkt an meine Junghundegruppenmitglieder geschickt wird – danke!
Hallo Frau Ebenhoch,
sehr schön geschrieben und trifft den Punkt genau – hätte von mir sein können!
Ganz liebe Grüße,
Tina Kraus
Hallo Frau Kraus,
das freut mich, vielen Dank!
Viele Grüsse
Astrid Ebenhoch