Seit ein paar Jahren wird vermutet, dass die bei Hunden immer häufiger auftretenden Autoimmunerkrankungen Folgen einer exzessiven Impfung sind.
Einer meiner Welpen, in der 8. Lebenswoche, wie üblich mit einem 5 fach Impfstoff (Staupe, Parvovirose, Hepatitis, Leptospirose u. Zwingerhusten) geimpft, zeigte 3 Tage nach der Impfung eine schwere überschiessende Immunreaktion. Nur die rechtzeitige Behandlung eines Spezialisten hat ihm vermutlich das Leben gerettet.
Hier ein Zitat aus der Universitätstierklinik München (Prof Hartmann): “seit ein paar Jahren wird vermutet, dass die bei Hunden immer häufiger auftretenden Autoimmunerkrankungen Folgen einer exzessiven Impfung sind.“
Anbei die Kopie des Impfpasses einer jetzt 11 jährigen Hündin, sicher kein Enzelfall. Die Hündin war mit 10 Jahren bereits 11 Mal gegen Staupe, Parvovirose, Hepatitis, Zwingerhusten und Leptospirose geimpft und 6 x gegen Tollwut. Vor 2 Jahren hat sie sämtliche Krallen verloren, eine sehr schmerzhafte Erkrankung, dringender Verdacht auf eine Autoimmmunreaktion. Trotzdem erfolgte weiter die jährliche Kombinationsimpfung.
Immer noch gibt es Tierärzte, die ähnliche Impfschemata verwenden und die Hundebesitzer sogar regelmässig zur „Jahresimpfung“ einbestellen.
Für mich Grund genug mich erneut mit den aktuellen Impfempfehlungen zu befassen. Diese sind teilweise noch sehr unterschiedlich. Allerdings endlich mit deutlicher Tendenz zu seltener Impfung und individueller Entscheidung.
Der Weltverband für Kleintierärzte WSAVA hat im Mai 2013 neue Richtlinien, insbesondere für die Welpenimpfung, aktualisiert:
Die Grundprinzipien sind Folgende:
Es gibt Core-Impfungen – Impfungen, die alle Hunde erhalten, sollten, um sie vor lebensgefährlichen Erkrankungen zu schützen : Staupe (S), Parvovirose (P) und Hepatitis (H) , also abgekürzt SHP.
Tollwut nur in Ländern mit Tollwutvorkommen oder wenn gesetzlich notwendig.
Non core – Impfungen (Impfungen, die nicht unbedingt erforderlich sind): Leptospirose, Zwingerhusten, Tollwut u.a. . Diese Impfungen sollten nur bei entsprechendem Risiko individuell verabreicht werden (Risikogebiet, Tierpensionen, individuelles Risiko………)
Das bedeutet für die Praxis:
Welpen :
Alle Welpen sollen SHP (Staupe/Parvovirose/Hepatitis) erhalten (8.,12. und 16. Lebenswoche. Damit haben 98 % aller Hunde einen jahrelangen Schutz, vielleicht sogar lebenslang.
Kommentar: Um das Immunsystem des Welpen nicht unnütz zu belasten, wäre eine Antikörper Titerbestimmung von 1-2 Welpen eines Wurfes in der 5.-6 Lebenswoche möglich, um den optimalen Zeitpunkt für eine Impfung zu bestimmen . Bei vielen Hunden würden dann 1 oder 2 Impfungen für einen Schutz ausreichen.
Leider ist das bei den meisten Zuchtverbänden nicht erlaubt – ohne Impfung erfolgt keine Wurfabnahme und die Welpen dürfen den neuen Besitzern nicht übergeben werden. Vorgeschrieben ist meist noch die Impfung gegen SHP + Zwingerhusten + Leptospirose.
Mütterliche Antikörper werden vor allem durch die erste Milch (Kolostrum), die der Welpe erhält übertragen. In den nächsten 8-12 Wochen werden diese Antikörper abgebaut und erst danach kann der Welpe durch eine Impfung einen eigenen Schutz aufbauen. Da man ohne Titerkontrolle nicht genau weiss wann dies der Fall ist, soll der Welpe 3 Impfungen nach Schema erhalten, damit keine ungeschützte Lücke entsteht (sogenannte immunologische Lücke). Solange ausreichend mütterliche Antikörper vorhanden sind, ist die Impfung nutzlos, kann aber kann trotzdem dem Immunsystem des Hundes schaden.
Letzte Impfung mit 14 – 16 Wochen (nicht früher, wegen der mütterlichen Antikörper): Damit wird bei 98 % aller Hunde ein jahrelanger, wenn nicht lebenslanger Schutz erreicht.
Die Impfung des Junghundes mit 12 Monaten ist keine Auffrischung und soll nur Hunde auffangen, die bei den ersten Impfungen keinen Schutz aufgebaut haben. (also ca 2 % !)
Bei einem immunen Hund sind Auffrischimpfungen wirkungslos und unnütz und Erhöhen den Impfschutz nicht.
Ausdrücklich wird empfohlen so wenig wie möglich impfen. Auf die mit 6-12 Monaten übliche Impfung kann verzichtet werden, wenn der Titer für Staupe und Parvovirose im Blut des Hundes bestimmt wird und dieser positiv ist. Es reicht, wenn ein Titer vorhanden ist, die Höhe des Titers ist nicht relevant. Weitere Impfungen frühestens nach 3 Jahren.
Bei einem nichtgeimpften Welpen, der älter als 16 Wochen ist oder einem nicht geimpften erwachsenen Hund reicht normalerweise eine Impfung zur Grundimmunisierung . Wenn man nicht sicher ist, ob die Impfung in seltenen Fällen nicht angesprochen hat, Titerkontrolle. Wenn ein Titer nachweisbar ist, keine weitere Impfung. Falls kein Titer nochmalige Impfung. In ganz seltenen Fällen ist auch bei mehrfach wiederholter Impfung kein Titer nachweisbar. Trotzdem kann auch hier ein gewisser Schutz vor einer Infektion vorhanden sein, im Sinne eines immunologischen Gedächtnisses.
Von der Leptospirose-Impfung wird abgeraten. Für Hunde mit individuellem Risiko kann sie überlegt werden. Sie hat die meisten Nebenwirkungen. Für Menschen gibt es deshalb in Deutschland keinen zugelassenen Impfstoff.
Auch von der Universitäts-Tierklinik München gibt es jetzt neuere Empfehlungen (Prof. Hartmann):
Das Wichtigste in Kürze: Die Hepatitisimpfung , auch die Leptospirose und der Zwingerhusten werden nicht mehr als core-Impfungen , also zwingend notwendige Impfungen , bezeichnet.
Zwingend notwendige Impfungen: Staupe, Parvovirose und bei gesetzlichen Bestimmungen Tollwut. Nach Grundimunisierung sollen diese core-Imfpungen nur höchstens alle 3-4 Jahre verabreicht werden.
Die Leitlinien zur Impfung der Deutschen Tierärzte empfehlen aber nach wie vor:
Mindestens 3 Impfungen (Staupe/Parvovirose/Hepatitis/Zwingerhusten/Leptospirose bis zum Alter von ca 16 Wochen, dann nach einem Jahr Auffrischimpfung.
3 x Tollwut mit 12 Wochen, 16 Wochen und nach 1 Jahr Danach Staupe /Parvovirose / Hepatitis alle 3 Jahre, Leptospirose/Zwingerhusten jährlich.
Wann wird dieses Schema den neueren Erkenntnissen angepasst ?
Zum Schluss noch einige Bemerkungen zu den non-core Impfungen, also den nicht zwingend notwendigen Impfungen und zur Tollwutimpfung:
Für die Tollwutimpfung gibt es je nach Land gesetzliche Bestimmungen. Deutschland gilt als tollwutfrei. Eine Impfung wäre also nur notwendig für Auslandsreisen, Hundeausstellungen, Tierpensionen oder ähnlichem. Zudem ist bei den meisten Impfstoffen die Wirksamkeit schon bei einer Impfung nachgewiesen und viele haben eine Gültigkeit von 3 Jahren. Nach der Tollwutverordnung (2005) muss der Hund mindestens 3 Monate alt sein, damit die Impfung den gesetzlichen Bestimmungen genügt.
Leptospirose: Sie gilt als die Impfung mit den meisten Nebenwirkungen (s.o). Sie muss jährlich geimpft werden, hat nur eine rel. kurze Wirkdauer . Es gibt über 250 Leptospiren-Arten. Die Impfung schützt nur gegen 2-4 der wohl momentan häufigsten. Da es sich um eine bakterielle Erkrankung handelt, ist eine Leptospirose auch oft gut mit Antibiotica behandelbar. Eine individuelle Entscheidung ist hier sinnvoll.
Zwingerhusten: verläuft meist milde, ähnlich einer menschlichen Erkältung. Auch hier individuelle Entscheidung.
Borelliose: wird nicht empfohlen.
Infektionen beim Hund sind sehr selten. Die Impfung ist nebenwirkungsreich. Sollte auch nur angewendet werden, wenn der Borelliose-Titer beim Hund noch negativ ist, der Hund noch nie mit Borellien infiziert wurde. Zeckenprophylaxe ist hier sinnvoller (s. Empfehlungen Universitätstierklinik München).
Hepatitisimpfung: Die infektiöse Hepatitis ist in Deutschland sehr selten.
Ein den neueren Erkenntnissen angepasstes Impfschema könnte sein:
8 Wochen S(H)P, besser Titerbestimmung bei 1-2 Welpen (s.o)
12 Wochen S(H)P + Tollwut (falls gesetzlich notwendig oder Risikogebiet ) mit 3 Jahresimpfstoff u. besser erst mit 6 Monaten + Leptospirose, falls Risiko
16 Wochen S(H)P + 2. Leptospirose/(Tollwut), falls Risiko
6 Monate Tollwut (falls gesetzlich notwendig oder Risikogebiet), 3 Jahresimpfstoff
6 Monate bis 15 Monate S(H)P, nur falls kein Titer nachweisbar
3 Jahre Tollwut (falls gesetzlich notwendig oder Risikogebiet) mit 3 Jahresimpfstoff
Wiederholungsimpfung S(H)P Frühestens nach 3-4 Jahren,( wenn überhaupt bei positiven Titertest?)
Alle anderen Impfungen (u.a. Zwingerhusten) nur nach individuellem Risiko
Fazit: Impfen ist notwendig – individuelle Impfpläne für jeden Hund – die Tierbesitzer sollten ihrem Tierarzt auch mal kritische Fragen stellen.
Frau Dr. Birgit Gerber ist Humanmedizinerin und Hobbyzüchterin von Irish Terriern.
Siehe auch:
- Jaehrliche Impfungen sind Kunstfehler: Chihuahua bekam 70 Impfungen
- Zeckensaison
- Mehr Transparenz und Ethik in der Tiermedizin
- Impfen: Hetzjagd im Rechthaber-Labyrinth
- Pharmaindustrie: Erfundene Krankheiten – das Geschäft mit der Angst
- Die Sache mit den Schutzimpfungen – Teil II
- Tiermedizin: Krankheit statt Gesundheit?
- Buchempfehlung: Totgeimpft, Fehlernährt und Medikamentenvergiftet!
Quellen:
Vaccination Guidelines for new puppy owners [WSAVA Vaccination Guidelines, May 2013]
Guidelines for the Vaccination of Dogs and Cats [WSAVA Vaccination Guidelines, June 2010]
Use of the term ‘Booster’ [Letter to WSAVA from Elizabeth Hart, August, 20th 2013]
http://haustiereimpfenmitverstand.blogspot.co.at
Impfmanagement beim Hund – aktuelle Empfehlungen für die Praxis – Prof .Hartmann, Dr. Stützer, Universitätstierklinik München
vetmed.unimuenchen.de/gesundheitsvorsorge/impfberatung/management_hund.pdf
Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission Vet. für Hunde [bpt, Juli 2013]
http://kenavo-irish-terrier.de/joomla3/index.php/wussten-sie-schon/impfempfehlungen.html
http://www.zentrum-der-gesundheit.de/impfungen-tiere-ia.html
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wir haben aufgrund einer 5-fachimpfung im 9. lebensjahr eine hündin verloren…..weil….ja…….darüber darf man gar nicht schreiben.