Neben dem Logo des „Ärzte für Tiere e.V.“ leuchtet ein Zitat von Dr. Albert Schweitzer: „Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit“. Wie Recht er doch immer noch hat.
Wissenschaftlich belegt ist, dass Gewalt gegenüber Tieren eine Erkrankung der Psyche ist, die, sofern der Mensch das Tier als unwertes Leben ansieht, im schlimmsten Falle auch nicht vor Gewalt und Mord an Menschen halt macht.
Soziologen und Psychologen forschen weltweit seit vielen Jahren auf diesem Gebiet. Viele Studien beschäftigen sich demnach mit dem Zusammenhang zwischen der Gewalt gegenüber Tieren und Menschen.
Eindeutiger Zusammenhang zwischen Tierquälerei und der Bereitschaft, auch Menschen körperlichen Schaden zuzufügen
Prof. Dr. Martin Killias (Universität Zürich) und Dr. Sonia Lucia (Universität Genf) untersuchten im Jahr 2006 insgesamt 3648 Teilnehmer in der Schweiz, wobei sie den Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche in der 7. bis 9. Klasse legten. Die Fragen an die Teilnehmer beinhalteten unter anderem solche nach Gewalttaten gegenüber Tieren. Die Wissenschaftler ermittelten aus dieser Studie einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Tierquälerei und der Bereitschaft, auch Menschen körperlichen Schaden zuzufügen, wie so viele andere Studien auch.
Die Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Tieren absichtliche Verletzungen aus unterschiedlichen Motiven zugefügt werden. Man sollte deshalb nicht generell schlussfolgern, dass jeder Mensch, der Tiere gequält hat, auch gewalttätig gegenüber Menschen wird. Nichts desto trotz sind solche Forschungsbemühungen auch für die Früherkennung von Straftätern ein elementarer Baustein auch in der Kriminologie geworden; in den USA ist das Einbinden von Tierquälerei für Profiler bei der Arbeit längst Gang und Gebe.
Inzwischen bewerten mindestens 29 der US Staaten das Quälen von Tieren als Kapitalverbrechen.
Wie bringt man nun Tierquäler überhaupt auf das eigene Radar, um mögliche Gewalttaten gegenüber Menschen aufzudecken oder zu verhindern? Ein Beispiel einer weiteren Studie: Diese kam zum Ergebnis, dass es einen Zusammenhang zwischen häuslicher Gewalt, Kindesmissbrauch und Tiermissbrauch gibt.
Eben jene Studie belegt es in Zahlen: 88 Prozent der Kinder, die ihren Lehrern von Gewalttaten gegenüber (Haus-) Tieren berichteten, waren selbst Opfer von Gewalt im eigenen Haushalt.
Wieder eine andere Studie von 2007 belegt, dass in Haushalten, in denen ein Mann eine Frau missbraucht, die Wahrscheinlichkeit, dass auch ein dort lebendes Haustier verletzt oder getötet wird, zehnmal höher ist als bei einer gewaltfreien Partnerschaft.
In Deutschland, wie in ganz Europa, ist das Bewusstsein für Gewalttaten gegenüber Tieren erschreckend gering, geschweige denn, dass es ein öffentliches Bewusstsein darüber gibt, dass Tierquälerei mit Gewalt gegenüber Menschen korreliert.
In den USA gibt es seit über zehn Jahren eine öffentliche Datenbank, in der Tierquäler für alle Internetnutzer genannt werden.
Ein US Bürger kann seine Postleitzahl eingeben und erhält im Umkreis von bis zu 200 Meilen eine Liste von mutmaßlichen oder tatsächlich bewiesenen (und verurteilten) Straftaten gegenüber Tieren. Es wird sogar genannt, welche Qualtaten beispielsweise Treten, Strangulieren, Erschießen, Horden, begangen wurden. Der volle Name des Täters wird ebenso genannt. Versuchen Sie es einmal selbst und geben Sie eine beliebige US Postleitzahl ein. Die Liste, die Ihnen dabei entgegen springt, macht betroffen (wenngleich auch sicher nicht jeden Menschen, das belegen schließlich die unzähligen Forschungsergebnisse, die seit den 1970er Jahren veröffentlicht wurden).
Wenn wir über Gewalt sprechen, was bedeutet dieses Wort eigentlich?
Unzählige Definitionen und Abhandlungen finden sich in Bibliotheken. Der Bundesgerichtshof definiert Gewalt „als körperlich wirkenden Zwang durch die Entfaltung von Kraft oder sonstige physische Einwirkung, die nach Intensität dazu geeignet ist, freie Willensentscheidung oder Willensbetätigung eines anderen zu beeinträchtigen“.
Die Soziologie sieht in der Ausübung von Gewalt gleichzeitig das Ausüben von Macht und in diesem Zusammenhang die Ausübung von Zwang. Gehen wir an dieser Stelle von einer durch Zwang nachhaltig wirkenden physischen und/oder psychischen Schädigung eines Lebewesens aus.
Um den Rahmen dieses Beitrags nicht zu sprengen, gehe ich an dieser Stelle nicht auf politische Angelegenheiten zu dieser Thematik ein. Auch nicht auf die Problematik in unserer Gesellschaft, die an vielen Stellen auf Ignoranz und Unwissenheit zu fußen scheint. Ich möchte aber anhand der oben zugrunde liegenden Definition auf unsere Hunde eingehen, die ebenfalls tagtäglich unter physischer und psychischer Gewalt leiden müssen.
Wir wissen nun, dass Gewalt gegenüber Hunden häufiger von Menschen ausgeübt wird, die signifikant viel öfter als friedliche Menschen gegenüber anderen Menschen gewalttätig werden.
Wir sprechen von der willentlichen Schädigung dieser Tiere durch einen Menschen, einer Machtausübung, um die eigenen Ziele durchzusetzen, vorbei an den Bedürfnissen des Vierbeiners. Wir sprechen von der Ansicht dieser Menschen, dass ein Hund (oder anderer Mensch) es nicht wert sei, ihn respektvoll zu behandeln. Ein sehr wichtiges Wort in diesem Abschnitt ist dieses hier: willentlich. Ein Mensch muss sich also darüber bewusst sein, dass er gerade Leid zufügt und absichtlich Macht und Zwang ausübt.
Wer also professionell mit Hunden arbeitet und all die Studien zu Hunden die Lernvorgänge, Bedürfnisse, kognitive Leistungen, Anatomie, Ernährung und so vieles mehr in Zahlen wissenschaftlich und verifizierbar sowie wiederholbar belegen, ignoriert, der handelt hier willentlich.
Es ist in unserer heutigen Zeit absolut machbar, sich über Hunde intensiv zu informieren. Erziehungsmethoden und Ansichten, die vor über 80 Jahren mangels Unkenntnis gesellschaftliche Akzeptanz fanden sind nur deshalb noch in den Köpfen verankert, weil sie auf Menschen treffen, die willentlich nicht dazu lernen wollen. In technischen Berufszweigen ist Fortschritt völlig normal, in Bereichen, in denen es um Lebewesen geht, leben wir in der Steinzeit.
Wieso tun wir das?
Ist körperliche und seelische Unversehrtheit und Respekt weniger wichtig als die Rechenleistung eines Computers? Ein Informatiker der noch mit Lochkarten arbeitet wäre längst arbeitslos.
Ein Hundetrainer, der mit Schlagstöcken und Stachelhalsbändern Hundehaltern zur Erziehung ihrer Hunde berät, wird immer noch von Kunden gebucht oder dessen Veranstaltungen besucht. Siehe Video unten!
In der Sozialpsychologie gibt es unzählige sehr spannende Ansätze hierzu, die von Einstellungen über Kognition, Emotionen bis hin zu Attributionen genau dieses Phänomen beleuchten können. Einer jener ist, Menschen in „Ich-Orientierte“ und „Lern-Orientierte“ einzuteilen, ein gleiches Ziel vorausgesetzt.
Ich-Orientierte Menschen setzen sich als Ziel in diesem Ziel, anderen Menschen möglichst überlegen zu sein.
Lern-Orientierte sind bestrebt, Fertigkeiten zu erwerben und ihr Bestes zu geben und so viel zu leisten, wie man selbst nur kann, um das Ziel zu erreichen.
Wenn das Ziel professioneller Umgang mit Hunden ist, macht es sicher mehr Sinn, sich einen Lern-Orientierten Hundetrainer, Züchter, Tierarzt, Ernährungsberater… zu suchen.
Sabrina Krebs, studierte in Göttingen Sozialwissenschaften – Schwerpunkt Sozialpsychologie. Nach ihrem Examen, Aufenthalt in Australien, Arbeite sie mit Farmhunden.
Quellen: http://www.nytimes.com/2010/03/18/us/18animal.html?_r=0
http://www.agstg.ch/magazin/menschen-die-tiere-quaelen.html
http://www.pet-abuse.com/pages/abuse_connection.php#ixzz1lGVl2l3o
http://jiv.sagepub.com/content/22/9/1211.short
http://www.aspca.org/fight-animal-cruelty/domestic-violence-and-animal-cruelty.aspx
http://www.nytimes.com/2010/06/13/magazine/13dogfighting-t.html?pagewanted=all
http://www.domesticviolenceroundtable.org/animal-abuse-and-dv.html
Quellen Literatur: Stroebe/Jonas/Hewstone: Sozialpsychologie. Springer, 4. Auflage, 2003.
Foto: © westfotos
Siehe auch:
- Hunde bei Schutzhundausbildung mit Stromschlägen gefoltert
- Schläge und andere körperlichen Massregelungen
- Die Dominaztheorie eine deutsche Erfindung
- Tierschutz versus zertifizierte Fachleute
- Qualifizierte Trainer
- Wie lernen Hunde und Menschen
@Jan Wieder ein feiges Pseudonym. Offenbar fühlen Sie sich angesprochen!!!! oder sind Sie das typische Beispiel für die Heuchelei in Deutschland? Der öffentliche Pranger in Deutschland an dem Unschuldige vernichtet werden ist die Bild-Zeitung und die restliche Bevölkerung sieht weg. In keinem Land gibt es so viele Kindesmisshandlungen, Sexuellen Missbrauch und Gewalt an Kindern und übrigens an Tieren wie in Deutschland, weil die Bevölkerung weg sieht und stattdessen Unschuldige denunziert. Aber dann für diese Monster und Tierquäler Partei ergreifen.
In den meisten Ländern werden Kinder und Tiere vor solchen Monstern geschützt und nicht die Monster verteidigt, nachdem sie barbarisch Kinder und Tiere missbraucht und misshandelt haben..
Sind Sie nicht ganz “dicht”? Wie auch die, die ebenfalls für solche Monster und nicht für die Opfer Partei ergreifen.
Aber dann wenn die eigenen Kinder oder Tier betroffen wären, dann sieht eine solche verlogene Heuchelei anders aus… Typisch Deutsch!
Waffen liefern um unschuldige Menschen nieder metzeln zu lassen, aber dann schreien, wenn man Verantwortung übernehmen und sich die Hände schmutzig machen muss. Das ist eine verlogene Gesellschaft…
Öffentliche Pranger zu fordern zeigt eine erschreckend mittelalterliche Rechtsauffassung. Von Werten und Menschlichkeit sprechen und dann gutheißen, Menschen zu Freiwild für Hass und womöglich noch Gewalt werden zu lassen, in dem man sie öffentlich brandmarkt, ist eine sehr seltsame Ansicht von Gerechtigkeit.
Bitte das Denken bei blindem Hass nicht ausschalten und die Errungenschaften unserer Zivilisation nicht zurückschrauben auf ein Wildwest-Niveau. Danke.
Sehr wahrscheinlich fühlen Sie sich angesprochen – oder sind nicht ganz “hundert”…..
Eine solche Datenbank wäre vor allem in diesem verrohten Deutschland, in dem es weder Werte noch Menschlichkeit gibt, mehr als überfaellig. Schon allein deshalb weil diese Gesellschaft Kindesmisshandlungen toleriert, jedes Jahr sterben mindestens 500 Kinder durch solche Gewaltverbrechen. Die Dunkelziffer der Misshandlungen von Kindern ist entsprechend gross und über Tierquaelerei gibt es überhaupt keine.
Auch wegen solch “intelligenten” Kommentaren wie unten, wird dies von der Gesellschaft toleriert. Das bestehende Gesetz interessiert in Deutschland weder Kinderschänder noch Tierquaeler.
Weil die Gesellschaft wie bereits in der Vergangenheit erneut weg sieht. Und weil man in Deutschland meint Probleme tot diskutieren zu können um nicht handeln zu müssen.
Der Kommentar unten von dieser astrid1 ist der beste Beweis und zeigt nicht nur die Kennnisse über die Bedeutung von Gesetzen, sondern auch das Rechtsbewusstsein in diesem Land. Gesetze haben mit ethischen Fragen nichts zu tun. Vielmehr geht es darum, daß diese eingehalten werden und danach Recht gesprochen wird.
Gratulation, kann man da nur sagen, zu so viel “Bildung und Moralin” Deutschland!
Datenbank für TierquälerInnen
…(k)eine schlechte Idee … ?!
… da müssten dann der Vollständigkeit halber aber alle TiertöterInnen: “Jäger”, “Angler”, Tierqualwirte …Tieresser … mit rein
… so würden wir bei genauer Betrachtung alle drin landen …
Halt einfach die Fresse, wenn du kein Herz für Tiere hast geh nach hause und lass dich von dein Eltern schlagen du fe… (wurde gelöscht Beleidigung) Maximilian hat volkommen recht, in was für einer welt leben wir wenn es solche miss (wurde gelöscht Beleidigung) wie dich gibt ?!
In die Datenbank müssten ganze Länder, als Tierquäler und Tierschänder wie Rumänien aufgenommen und nach amerikanischem Recht, wegen Tierquälerei zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt werden. Ist das Europa?
Eine solche Datenbank sollte fuer ganz Europa aufgebaut werden, da sind die internationalen Tierschutzvereinigungen gefragt. Wer kein Leid antut ist sicher nicht dagegen.
Genau so sehe ich das auch.
sehr interessanter Artikel, der sie psychologischen Hintergründe beleuchtet – allerdings halte ich überhaupt nichts von einem virtuellen Pranger – das ist in einem Rechtstaat unangebracht, egal, wie schrecklich die Tat ist. Mir würde es genügen, wenn die Polizei als Vollstreckungsorgan und die Gerichte solche Täterlisten für eine effektive Strafverfolgung und -prävention nutzen.
wow, interessant. das wusste ich wirklich nicht gibt es so eine datenbank auch auf deutsch bzw. in deutschland?