Für das Bienensterben ist nachweislich der Einsatz von Pestiziden, wie Neonicotinoid, ein Nervengift, verantwortlich. Dies belegen inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Ein Berufungsgericht in Kalifornien stoppte das Massen-Bienensterben und hat Neonicotinoide verboten.
Ein Urteil in den USA hat im September 2015 den Einsatz und die Vermarktung des Neonicotinoids, Sulfoxaflor, ein hochtoxisches Nervengift verboten und stoppte damit das weitere Bienensterben. Ein Sieg für alle Imker in den USA.
Das amerikanische Landwirtschaftsministerium teilte dieses Jahr laut New York Times den höchsten Verlust von Honigbienen in den USA mit. Von April 2014 bis April 2015 erhöhte sich der Verlust der Honigbienen von 34,2 Prozent auf 42,1 Prozent.
Die Industrie bestritt die Vorwürfe, dass es einen Zusammenhang mit dem Neonicotinoid, Sulfoxaflor und dem Bienensterben gäbe und behauptete, dass hierfür Milben verantwortlich seien. Etwa ein Viertel der Nahrung die die amerikanische Bevölkerung konsumiert, wird durch die Bestäubung der Pflanzen durch Honigbienen produziert. Das Weiße Haus bildete eine Task Force und begann mit den Untersuchungen. Die EPA (amerikanische Umweltbehörde) wollte auf Anfrage den vorgelegten Beweisen der Wissenschafter nachgehen, liessen Neonicotinoid, Sulfoxaflor aber weiterhin zu.
2013 reichten eine Reihe von Organisationen, Imker und die Honigindustrie Klage gegen die Umweltbehörde EPA ein.
Das Berufungsgericht in Kalifornien, Court of Appeals für den Ninth Circuit, in San Francisco, stellte im September 2015 fest, dass Sulfoxaflor hätte niemals zugelassen werden dürfen.
Die EPA (amerikanische Umweltbehörde) habe sich auf “mangelhafte und nur begrenzte Daten” bei der Registrierung und Genehmigung von Sulfoxaflor verlassen, die die stichhaltigen und erbrachten Beweise nicht unterstützt hätten. Wegen der Unsicherheit für die Bienenvölker und den Umweltschäden die seit der Zulassung von Sulfoxaflor durch die EPA entstanden sind, entschied das Gericht in Kalifornien Neonicotinoid zu verbieten. Die EPA müsse weitere und mehr Daten über die Auswirkungen von Sulfoxaflor auf Bienen erbringen, bevor eine Zulassung erteilt wird, so das Gericht.
In Deutschland, wie auch in der EU ist bekannt und wurde in über 50 wissenschaftlichen Arbeiten nachgewiesen, dass vier Nanogramm, also ein viermilliardstel Gramm, eine Biene töten kann. Neonicotinoide sind damit tausendmal giftiger als das Pflanzenschutzmittel DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) das in vielen Industrieländern schon seit Jahrzehnten verboten ist, wie der Standart in Österreich bereits 2013 berichtete.
Die Neonicotinoide schädigen nicht nur Bienen, sondern auch Vögel und andere Tiere wie Regenwürmer, Ameisen, Schmetterlinge, Käfer und Wasserorganismen. Auch der Rückgang der Fasanen- und Rebhuhn-Populationen steht im Zusammenhang mit den Umweltgiften und Pestiziden wie Neonicotinoide, Imidacloprid, Carbamate, Clothianidin, Promecarb, Clothianidin, Thiacloprid und Thiamethoxam.
Der österreichische Wissenschaftler und Imker Stefan Mandl warnte bereits 2013 vor den fatalen Folgen für die gesamte Insektenwelt und der Zerstörung des kompletten Ökosystems. Neonicotinoiden werden auch als Saatgutbeizmittel bei Mais, Kartoffeln, Sonnenblumen, Soja, Weizen, Baumwolle und im Wein- und Obstanbau eingesetzt. Die Nervengifte werden von den Pflanzen aufgenommen und nur langsam abgebaut und können dadurch auch in die Lebensmittelkette des Menschen gelangen. Neonicotinoide bauen sich nur langsam ab und können sich mehr als sechs Monate z.B. in Weinstöcken und viele Jahre auch in Bäumen halten.
Das Nervengift Imidacloprid wird weiterhin in der Landwirtschaft als Insektizid, aber auch in der Veterinärmedizin bei Haustieren, wie Hunden und Katzen gegen Flöhe, andere Parasiten wie Zecken eingesetzt und unter dem Handelsnahmen Bayvantage, Capstar, Advantage, Midaspot, Advantix (ein Kombinationspräparat mit Permethrin), Advocate (ein Kombinationspräparat mit Moxidectin) und Seresto (Kombinationspräparat mit Flumethrin), verkauft. Diese Insektizide werden als Spot on-Präparate, Halsbänder, Pulver oder Sprays verkauft, sind Nervengifte und hoch toxisch. In den USA starben deshalb tausende Hunde und Katzen.
In diesem Sommer ließ die EU genau dieses Insektizid mit der Begründung zu, dass der Hersteller Dow Chemical die Unbedenklichkeit des Produktes nachgewiesen habe. Das Ergebnis der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, die Neonikotinoide als eindeutig schädlich einstuften, wurde von der EU ignoriert. Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam in einem Gutachten zu dem Ergebnis, dass sich Neonicotinoide, Acetamiprid und Imidacloprid auf die Entwicklung des Nervensystems bei Säuglingen und Kleinkindern schädlich auswirken und die Lern- und Gedächtnisfunktion des Gehirns beeinträchtigt werden können.
In Frankreich wurden Neonicotinoide am 19. März 2015 durch die Nationalversammlung verboten. Dieses Verbot tritt am 1. Januar 2016 in Kraft.
Das Neonikotinoid Imidacloprid wurde 1991 von der Bayer AG kommerzialisiert, erreichte einen erheblichen Verkaufserfolg und wurde das weltweit meistverkaufte Insektizid im Pflanzenschutz und Veterinärbereich. Der Umsatz liegt bei ca. 500–600 Millionen Euro. Damit ist Imidacloprid das erfolgreichste Produkt von Bayer CropScience. Das Insektizid wird mit dem Handelsnamen Admire, Confidor, Connect, Evidence, Gaucho, Leverage, Lizetan, Muralla, Provado und Trimax vertrieben.
Der Patentschutz ist für die meisten Neonicotinoide wie Imidacloprid seit 2005 abgelaufen. In Ländern wie Indien und China ist die Produktion von Generika bereits etabliert.
Neonicotinoide machten im Jahr 2008 einen Umsatz von 1,5 Mrd. € und beherrschen mit 24 % den globalen Insektizidmarkt und werden bis heute von Bayer, Syngenta, Sumitomo Chemical-Bayer CropScience, Nippon Soda, Bayer CropScience, Mitsui Chemicals und Sumitomo Chemical vertrieben.
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Gründerin von Hounds & People.
Siehe auch:
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