Österreich: Tragischer Unfall? Anlass die Ausbildung der Polizeihunde endlich zu reformieren und zu modernisieren?
Jeder Hundehalter weiss heute wie wichtig die Sozialisation eines Welpen ist und, daß die Erziehung nach der Übergabe an den neuen Besitzer, mit 10 Wochen beginnt. In dieser besonders sensiblen Phase werden die Grundlagen für die weitere Entwicklung und das spätere Verhalten des Hundes gegenüber Menschen, auch Kindern und anderen Hunden gelegt. Nicht nur Bindung und Vertrauen gegenüber seinem Besitzer entstehen in dieser Entwicklungsphase.
In den ersten 7 Lebensmonaten stellt sich auch heraus – wenn der Hund von klein an gefördert wurde – welche Aufgaben ihm besonders liegen und Spass machen, worin er dann weiter ausgebildet werden kann. Jeder gute Trainer der nach modernen Methoden der Lernpsychologie arbeitet und den Hund mit seinem Menschen beobachtet, kann sehen ob beide vielleicht für eine Ausbildung als Rettungshund oder Therapiehund geeignet sind, wenn der Mensch hierfür Zeit und Interesse hat.
Nicht nur Hunde ohne “Jobs” mit genügend Beschäftigung, sollten glückliche und zuverlässige Familienmitlgieder – auch und vor allem gegenüber Kindern sein – deren Verhalten berechenbar und vorhersehbar ist. Dies setzt allerdings voraus, daß Hunde gut sozialisiert wurden, Bindung und Vertrauen gegenüber ihrer Besitzer entwickelt haben und der Hundebesitzer oder Polizeihundeführer seinen Hund von klein an genau kennt! Gerade bei Polizeihunden, die mit ihren Polizeihundeführern zusammenleben, ist dies besonders wichtig. Die meisten Unfälle mit Kindern passieren übrigens wegen Haltungsfehlern, wie auch offenbar in diesem Fall, in den eigenen Familien!
Die Ausbildung der Polizeihunde beginnt jedoch nicht nur in Österreich, sondern auch bei uns in Deutschland, frühestens mit 1 Jahr. Bis zu diesem Zeitpunkt leben die Welpen, die für den Staatsdienst gekauft werden, entweder bei den Züchtern oder in Familien und werden dann an die Polizeihundestaffeln übergeben. Ob die “Chemie” anschliessend zwischen dem Polizisten und dem Hund stimmt, ist sekundär. Wenn sich allerdings während der Ausbildung heraus stellen sollte, daß Probleme auftreten, dann hat der Hund “versagt” und wird entweder an den Züchter oder an Privatleute als Familienhund abgegeben. Das dies jedoch mit Risiken nicht nur für den neuen Besitzer verbunden sein kann, nachdem bereits mit der Schutzhundausbildung begonnen wurde, ist ebenfalls sekundär. Bei der Schutzhundausbildung werden die Hunde darauf konditioniert einen Menschen, der einen Schutzanzug trägt, zu beissen.
Innovative Polizisten stehen im “Regen”!
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Nachdem Verlust seines Rottweilers, der sich als hervorragender Drogenhund bei der Polizei auszeichnete und wegen nicht heilbarem Knochenkrebs eingeschläfert werden musste, beantragte ein Polizeihundeführer in Bayern einen neuen Hund. Trotz der schon damals auftgetretenen Gelenksprobleme und Schmerzen die der Hund hatte, musste der Polizeihundeführer mit seinem Drogensuchhund regelmässig zum Schutzdiensttraining. Er musste mit seinem Hund auch nachts ausrücken, um z.B. Einbrecher zu stellen.
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Der neue Hund sollte wie sein vorgehender Rottweiler nicht im Zwinger, sondern in seiner Familie mit seinen Kindern leben. Er wollte wieder einen Welpen, den er auch im Umgang mit seinen Kindern sozialisieren und bis zu Beginn der Ausbildung erziehen kann. Sein Vorgesetzter lehnte dies jedoch aus Kostengründen ab, nachdem er als Diensthundeführer in dieser Zeit mit seinem Hund nicht einsetzbar sei. Der Polizeihundeführer quittierte darauf hin bei der Polizeihundestaffel seinen Dienst und liess sich versetzten.
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Eine Polizistin bewarb sich bei der Polizeihundestaffel, um eine Ausbildung zum Polizeihundeführer zu absolvieren. Als sie jedoch dem Polizeihundestaffelleiter mitteilte, daß sie eine 6 Monate alte, gut sozialisierte und selbstbewusste Belgische Schäferhündin hätte, die sich eignen und mit der sie die Ausbildung dort gerne beginnen würde, stiess sie auf Unverständnis und Ablehnung. Begründung: Es würden nur die Hunde eingesetzt die die Polizeihundestaffel bereits gekauft hätte und sie müsse einen Hund übernehmen der ihr dann zugeteilt würde. Die Polzistin entsschloss sich darauf hin den Dienst und die Ausbildung bei der Polizeihundesstaffel nicht anzutreten.
Bereits zu dieser Zeit hatte man sich bei der Polizei von dem Deutschen Schäferhund als Polizeihund verabschiedet, der als überzüchtet, nicht mehr wesenfest galt und als nicht mehr “diensttauglich” ausgemustert wurde. Ein weiterer Grund, die immer häufiger auftretende Hüftgelenksdysplasie an der die Schäferhunde erkranken würden. Die neue “Allzweckwaffe” bei der deutschen Polzei, soll nun der Malinois sein, der übrigens ebenfalls zu den Belgischen Schäferhunden gehört und den deutschen Schäferhund ablösen soll. Auch der Rottweiler wurde “ausgemustert”, der sich wie kein anderer Hund hervorragend als Arbeits-. Schutz-, und Polizeihund eignet, weil er zum “Kampfhund” erklärt wurde und mittlerweile in vielen Bundesländern Deutschlands auf dem “Index” steht. Nun darf der Rottweiler, der per Verordnung zur Arbeitslosigkeit verurteilt wurde, mit dem Nachweis eines Gutachtens und einem Führungszeugnis des Besitzers, als Privathund geführt werden.
Ein Hund für alles?
Nicht nur in Österreich sondern auch in Deutschland, ist die Ausbildung der Polizeihunde mehr als reformbedürftig. So muss jeder Polizeihund auch wenn er als Drogenhund eingesetzt wird, sich regelmässig eines Schutzhundetrainings unterziehen und aus Kostengründen auch Einbrecher stellen….. Nach der Devise ein Hund für alles! Nachdem durch diese veraltete Ausbildung Polizeihunde nicht für Rettungshundearbeit eingesetzt werden können, nachdem ihnen beigebracht wurde Menschen zu beissen und nicht abzulecken, wenn sie gefunden werden, muss die Polizei auf meist gemeinnützig organisierte Rettungshundestaffeln zurückgreifen und diese hierfür beauftragen. So gibt es in Bayern derzeit ca. 3 Hunde die als Mantrailer ausgebildet wurden oder werden. Dies wird dann als Innovation bezeichnet. Auch diese Hunde müssen übrigens bis zu Beginn ihrer Ausbildung ca. ein Jahr in Familien leben.
Spezialisten für Spezialaufgaben!
Anders in England oder in den USA. Dort werden Hunde je nach Rasseeigenschaft eingesetzt. So sieht man in England keinen Malenoire als Drogen,- oder Sprengstoffhund sondern, Springer Spaniel oder andere Jagdhunde, die natürlich jeder deutschen “Allzweckwaffe” um Längen überlegen sind. Rottweiler werden dort natürlich weiterhin im Schutzdienst oder Objektschutz eingesetzt. In den USA ist dies ähnlich. Beagles werden von der FDI zum Suchen am Zoll oder in Flugzeugen eingesetzt. Dort wird lösungsorientiert gearbeitet und nicht nach “Vorschrift”! Hunde die über eine entsprechende rassespezifische Eigenschaft oder Fähigkeit verfügen oder ensprechend “begabt” sind, bekommen einen Job. Spezialisten für Spezialaufgaben! Allerdings benötigen vierbeinige Spezialisten, auch ebensolche auf zwei Beinen …….. und natürlich ist ein Beagle für eine Schutzhundeausbildung nicht geeignet, wozu auch…… wenn er etwas kann, wozu auch eine kreierte deutsche “Allzeckwaffe” niemals in der Lage sein wird.
Quellen:
- nachrichten a.t. Tragischer Unfall durch einen Polizeihund
- Schäferhund und nicht Rottweiler soll Kind getötet haben