Wenn ein deutscher Jäger sein Hobby erklären soll, kommen die bekannten Sprüche von Hege und Pflege.
Millionen Wildtiere werden jedes Jahr bundesweit von Menschen abgeknallt oder in Fallen getötet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre martialische Psyche auf Kosten von Mitgeschöpfen auszuleben.
Gesetze und Verordnungen, die noch aus dunkelster Zeit der deutschen Geschichte stammen, geben Jägern den rechtlichen Rahmen, um unbehelligt ihrer Lust zu frönen.
Wenn etwas an den bestehenden Gesetzen geändert werden soll, sind die Schreie der mächtigen Jagdlobby so laut, dass es fast peinlich wirkt. Da will in Niedersachsen ein Minister von den Grünen eine 15-tägige Verkürzung eines Jagdzeitraumes durchsetzen. Ihm wird mit einer Verfassungsklage seitens der Jäger gedroht.
Hochbrisante Betrugsfälle im landwirtschaftlichen Bereich müssten eigentlich ausreichen, um einen Minister, in dessen Zuständigkeit diese Skandale liegen, vollumfänglich mit der Aufarbeitung und der Abschaffung der Möglichkeiten, solche Delikte zu begehen, zu beschäftigen.
In den nördlichen Bundesländern ist der Wolf auf dem Vormarsch. Aus Polen eingewandert, findet er in Deutschland tatsächlich Lebensräume, die es ihm ermöglich hier eine Heimat zu haben. Da hat der Isegrim aber die Rechnung ohne den deutschen Hobbyjäger gemacht. Grimms Märchen sei Dank, können Jäger mit einer breit gefächerten „Furcht vor dem bösen Wolf“ – Phobie in der deutschen Bevölkerung jeden Alters rechnen.
Mit gefressener Kreide, um bei den Grimms zu bleiben, beteuern die Jäger bundesweit, dass sie den Wolf willkommen heißen, um gleichzeitig in einer über alle Kreisgrenzen hallenden Botschaft vor den Gefahren des Wolfes hinzuweisen.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem sich Jäger nicht zu Wort melden, um darauf zu verweisen, dass der deutsche Jäger leider machtlos ist, weil der Wolf ja verdammt noch mal geschützt ist und noch nicht zum jagdbaren Wild gehört, so wie die im § 2 des Bundesjagdgesetzes genannten Wildtiere. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit. Fast jeden Tag gibt es Berichte von den „bösen Taten“ des Wolfes. Landwirte beklagen Verluste bei ihren Nutztieren.
Obgleich fest steht, dass per Gesetz solche Verluste finanziell recht üppig ausgeglichen werden, ist das Geschrei groß. Landwirte gehören zu der größten Berufsgruppe bei den Hobbyjägern.
So lang die Jäger den Wolf nicht auf ihrer Abschussliste haben, werden sie keine Ruhe geben. Die Macht der Jäger ist gewaltig. Leider weiß die Mehrzahl der Bevölkerung dies nicht, kennt aber die Märchen der Grimms. Na dann – Waidmannsheil!
10 Wahrheiten gegen die Jagd
1 – Jagd ist angewandter Naturschutz
Falsch! Jäger sind Naturnutzer, aber keine Naturschützer. Sie hegen allenfalls die Tierarten, die für sie als Beute von Interesse sind. Übrigens: Deutschlands Jäger verschießen jährlich tonnenweise hochtoxisches Bleischrot – ein toller Beitrag zum Naturschutz!
2 – Jagd ist zur Regulation der Wildtiere notwendig
Falsch! Die Regulation der Wildtierbestände erfolgt nicht durch die Jagd, sondern durch Kontaktkrankheiten, innerartliche Konkurrenz und Nahrungsmangel im Winter. Auch dort, wo in Europa die Jagd verboten wurde, wie z.B. in den ausgedehnten italienischen Nationalparks oder im Schweizer Kanton Genf, konnten bislang keine übermäßigen Wildtierbestände festgestellt werden.
3 – Jagd nutzt was nachwächst
Stimmt nur bedingt. Wie viel nachwächst, können die Jäger allenfalls bei einigen ständig in Deutschland lebenden Arten wie Hirsch und Reh in etwa abschätzen. Niemand kann aber sagen, wie groß der jährlich sehr stark schwankende Bruterfolg arktischer Wildgänse und –Enten ist, die im Winter zu uns kommen und eifrig bejagt werden.
4 – Jagd gefährdet keine Wildtierart
Falsch! Zahlreiche in Deutschland immer noch jagdbare Arten (Feldhase, Baummarder, Waldschnepfe, Rebhuhn) stehen bundes- oder landesweit auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Jagd ist nicht immer der einzige Gefährdungsgrund, allerdings trägt der Abschuss bedrohter Arten bestimmt nicht zu deren Erhalt bei.
5 – Jäger sind Ersatz für ausgestorbene “Raub”tiere
Falsch! Beutegreifer erbeuten bevorzugt alte, kranke und schwache Tiere und tragen so zu einem gesunden Wildbestand bei.
Ein Jäger, der auf große Distanz schießt, kann dagegen nur in den seltensten Fällen beurteilen, ob ein Tier krank oder alt ist.
Sie töten anhand völlig anderer Kriterien, etwa Hirsche mit besonders kräftigen Geweihen. Mit dem Abschuss von bundesweit jährlich rund 700.000 Mardern, Füchsen und Wieseln dezimieren sie zudem noch vorhandene Beutegreifer.
6 – Jagd ist ein Kulturgut
Mag sein. Unter Kultur versteht man “die Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen … eines Volkes” sowie “feine Lebensart, Erziehung und Bildung” (vergl. Duden Band 5 1982).
Wir überlassen es dem Urteilsvermögen eines jeden Bundesbürgers, ob das Töten von Wildtieren dazu gehört.
7 – Jagd verhindert Wildschäden
Falsch! Jagd provoziert ganz im Gegenteil vielfach Wildschäden. Die Wildfütterung im Winter führt beim Schalenwild (Rehe, Hirsche, Wildschweine) zu bis um das Zehnfache überhöhte Populationen, die ganz erhebliche Wildschäden anrichten können. Durch die Jagd werden die Tiere unnötig aufgescheucht, was ihren Nahrungsbedarf und damit die Fraßschäden oft weiter erhöht.
8 – Jagd ist auch in Naturschutzgebieten nötig
Falsch! In fast allen anderen Ländern der Welt ist die Jagd in Naturschutzgebieten verboten, ohne dass dort bislang das natürliche Gleichgewicht aus den Fugen geraten wäre. Auch in den wenigen Schutzgebieten Deutschlands sollten die Wildtiere Ruhe vor menschlicher Verfolgung haben.
9 – Die Jägerprüfung ist ein “grünes Abitur”
Falsch! Mit dem bei der Jägerprüfung vermittelten einseitigen und ideologisch gefärbten Wissen würden die Prüflinge noch nicht einmal die Abiturprüfung in einem Biologiegrundkurs bestehen.
10 – Jagd erfolgt nach den Grundsätzen “deutscher Waidgerechtigkeit”
Stimmt! Allerdings kann niemand sagen, was man eigentlich unter “Waidgerechtigkeit” versteht.
Eine rechtlich verbindliche Definition dieses Begriffes gibt es nicht und so legt ihn sich jeder Jäger nach eigenem Gusto aus.
Egidius Müller ist Blogger und Autor, berichtet seit fünf Jahren bei Hounds & People über das Thema Jagd.
- Hilfe, Hilfe! Ich habe einen Wolf gesehen!
- Reform des Jagdrechts in NRW – Drastisches Abschussverbot
- Novellierung des Jagdgesetzes NRW: Forderungen des Landesjagdverbands tierschutzwidrig!
- Südafrika: Skrupellose Trophäenjagd mit vom Aussterben bedrohter Tiere
- Der neue grüne Landwirtschaftminister in Niedersachsen
- Jäger, Parteibuch, CDU, Klüngel – Leinenzwang in Niedersachsen
- Steigende Zahl der Waschbären bereitet Jägern Sorgen
- „Fuchsmanagement“ in Niedersachsen
- Niedersachsen, Wolfsburg und die Jägerlobby
- Wenn der Bock zum Gärtner wird
- Wenn der Bock zum Gärtner wird! Teil II
- Tollhaus Gifhorn, Niedersachsen, Eldorado für Jäger
Stimmt! Die Wölfe sind ja auch keine deutschen Wölfe, sondern aus Polen und den Ostblockländern und haben kein Asyl beantragt..!
Guter Artikel! Schauen Sie mal den ersten Dokumentarfilm an und ersetzen sie das Wort Wolf mit Asylbewerber, dann können Sie die gleiche Argumentation fesstellen und auch die braune Gesinnung dieser Leute. Dies zum Thema “Willkommenskultur” und “Gastfreundschaft” in Deutschland gegenüber Wölfen, Asylbewerbern und jedem der nicht deutsch ist…