Eine Posse über deutsche Verlagskonzerne denen es wie üblich um schnellen Profit, nicht um Information und erst recht nicht um Journalismus geht.
Der Axel Springer Verlag führte, mit einigen anderen Verlagen, “Krieg” gegen Google und das Internet. In erster Linie ging es, wie üblich in Deutschland, um den Profit der Verlage, die diesen durch das Internet bedroht sahen.
2010 suchte die amerikanische Huffington Post einen Joint Venture Partner für Deutschland. Eine große Bedrohung für die eher am Profit, als am Journalismus interessierten deutschen Verlage. Nachdem die Huffington Post eine reine Online Zeitung ist und Content, auch von anderen Zeitungs-Verlagen, kostenlos zur Verfügung stellt und sich ausschließlich durch Werbung finanziert.
Wie üblich in Deutschland konzentrierten sich bestimmte Verlage nicht etwa darauf, guten, seriösen Journalismus, auch online, abzuliefern, sondern meinten, nach dem Prinzip “der dümmsten Bauern…”, trotzdem den grössten Profit machen zu können.
Die meisten Verlage in Deutschland begannen gerade mal 2010 damit ihre Internetauftritte zu “optimieren”, wenn sie überhaupt welche hatten. Nach dem Börsencrash von 2008 wurden nicht etwa die Ärmel hoch gekrempelt, um guten Journalismus beim Leser abzuliefern und besser zu werden, sondern sparte ein und stellte tausende Journalisten aus – also die jenigen, die dafür sorgen, dass Zeitungen überhaupt gelesen werden. Mit dem Ergebnis, dass billige Volontäre, für 600.-€ – 900.-€ im Monat, Artikel schrieben und die Qualität der Print Zeitungen noch schlechter wurde, als sie ohnehin bereits war. Dies sahen die mittelmäßigen, deutschen Print Medien natürlich nicht. Deshalb war schnell, wie üblich, ein Schuldiger gefunden, der ihren Profit und ihre Zeitungen bedroht: Das Internet! Und so begannen bestimmte deutsche Verlage, mit Hilfe des Staats, Krieg gegen den Fortschritt zu führen.
Schnell wurde zunächst das Leistungsschutzgesetz erfunden
Über das Leistungsschutzgesetz sollte auch verhindert werden, dass die Huffington Post nach Deutschland kommt und Lesern kostenlosen Content, wie üblich auch von anderen Zeitungen, zur Verfügung stellt. Wie meist in Deutschland, orientiert man sich, auch wenn man keine Ahnung hat, nicht an denen die besser und erfolgreicher sind, um vielleicht zu lernen, sondern führt Krieg gegen sie. Gegen die, die den Profit bedrohen.
Der Springer Verlag verfügt über hervorragende Kontakte in die Bundesregierung, so auch zu Angela Merkel. Diese “armen” deutschen Verlage gingen also davon aus, den “Krieg” gegen das Internet, das ihre Profite bedroht, mit Unterstützung der Bundesregierung zu gewinnen. Das Gesetz wurde wie erwartet schnell durch gewunken und im März 2013 erlassen. Allerdings in einer etwas abgeschwächteren Form, nachdem auch Blogger oder andere Portale betroffen gewesen wären und für sie das aus bedeutet hätte.
Dann wurde der Burda Verlag Joint Venture Partner der Huffington Post Deutschland und ging 2013 in den Start. Burda, der Mitstreiter im “Krieg gegen das Internet”, hatte nun ein hausgemachtes Problem. Damit der Burda Verlag, der sich an der Entstehung und Umsetzung des Leistungsschutzgesetz beteiligte, nicht gegen dieses verstößt, wird der Huffington Post Deutschland der Content der Formate des Burda Verlags, vor allem von Focus, zur Verfügung gestellt. Anderenfalls müsste der Burda Verlag für Content anderer Verlage in Deutschland bezahlen, wie dies das von den Verlagen kreierte Leistungsschutzgesetz vorsieht. In den USA und anderen Ländern funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Verlagen hervorragend, nicht aber in Deutschland.
Ein neuer Gegner für diesen “Krieg” war bereits gefunden, der nun bezahlen sollte: Google!
Nun sollte Google an die Verlage für Teaser der Artikel – Textausschnitte – bezahlen. Wie üblich wurde durch den Springer Verlag in Zusammenarbeit mit der FAZ, die gerade 200 Journalisten ausstellte, eine Kampagne gegen Google gestartet. Wie üblich in Deutschland, wurden gegen den neuen ausgemachten Feind Diffamierungs,- und Hetzkampagnen gefahren und die User über das böse Internet “informiert” und wie üblich in Angst und Schrecken versetzt. Goolge sollte, so die Forderung, also an die Verlage dafür bezahlen, dass sie und ihre Artikel im Internet überhaupt gefunden werden und außerdem habe Google zu viel Macht – die nun der Springer Verlag gerne hätte.
Anstatt sich aber auf seriösen Journalismus zu konzentrieren und dafür zu sorgen, dass dieser in Print, als auch online in Deutschland endlich besser wird, gab man sich siegessicher und versuchte Macht im Internet zu kaufen. Springer Vorstand Döpfner tönte immer lauter und verließ das sinkende “Print-Schiff” als erster, um dem schnellen Geld hinterher zu jagen. Immerhin war der Chefredakteur Kai Diekmann ein Jahr im Zwangsurlaub im Silicon Valley und der muss ja nun wissen wie das Internet funktioniert. Also verkaufte der Springer Verlag 90 % des Print-Kerngeschäfts für 920 Millionen an die Funke Gruppe. Darunter auch das Hamburger Abendblatt, die Berliner Morgenpost und viele Fernsehzeitschriften.
Döpfner begann alles in Internet zu kaufen was sich kaufen ließ und investierte Millionen in die Suchmaschinen-Optimierung, anstatt in Journalisten. Er kaufte vor allem Portale, wie z.B. Autovergleichsportale die es zu tausenden inzwischen im Internet gibt und mit Journalismus nichts zu tun haben, aber den schnellem Profit oder lukrative Abschreibungen bringen sollen. Außerdem wollte der Springer Konzern, der ja nun meint zu wissen wie das Internet “funktioniert” die Monopolstellung, zumindest im europäischen Netz.
Döpfner wollte nun die Macht im Internet und tönte großspurig demnächst gegen Google auch mit einer Springer-Suchmaschine anzutreten, als bestimmte neu gekaufte Formate trotz Suchmaschinen-”Optimierung” bei Google wie erwartet, nicht mehr gelistet, also gefunden wurden.
Wegen der Abhängigkeit von Google und seiner Monopolstellung im Internet, immerhin meinten die Deutschen nun nach vier Jahren zu wissen wie das Internet funktioniert, wurde gegen Google geklagt. Die Verlage warfen Google vor, seine Marktposition zu missbrauchen. Auch noch als der Präsident des Bundeskartellamts den Verlegern ankündigte, mit der Klage keinen Erfolg auf Lizenzzahlungen durch Google haben zu werden.
Springer investierte in die digitalen Medien und expandierte nach Ungarn. Investierte in das amerikanische Portal Politico, mit dem man demnächst von Brüssel aus Europa informieren möchte und weitere 20 Millionen in das kalifornische Online-Magazin OZY, ein Portal für Nachrichten aus dem Silicon Valley.
Weil nun in den letzten zwei Wochen durch die Maßnahme von Google der Traffic bei Springer um rund 80 Prozent eingebrochen war und der finanzielle Schaden durch entgangene Vermarktungsumsätze sich im siebenstelligen Bereich, pro Marke, bewegten, gab Döpfner am 5. 11.2014 ein Statement ab. Wie erfolgreich der Springer Verlag mit seinen Digitalen Auftritten und Produkten doch nun sei und im dritten Quartal der Anteil des digitalen Geschäfts von 60 auf 70 % auf 364 Millionen Euro gestiegen wäre und die Rendite ebenfalls hätte gesteigert werden können.
Zudem würden der Springer Konzern Personal wie bei der Welt aufbauen und es gäbe mehr und mehr Kunden die für die digitale Bild Zeitung und die digitale Welt bezahlen würden. Das Paywall Schranken sich selbst bei der angesehen New York Times, trotz des bezahl-, und spendenfreudigen amerikanischen Publikums, als Traffic Killer herausstellten, die Besucherzahlen fielen und seit dem stagnieren, unterschlägt der Springer Verlag natürlich. Auch, dass deutsche User gewohnt sind, alles umsonst zu bekommen – auch im Internet. Für die nächste Krise ist also bereits gesorgt, wenn keiner mehr die online Zeitungen liest, auch wegen dem inzwischen noch schlechteren Content.
Der Versuch über das deutsche Leistungsschutzrecht Google zu zwingen den Content der Verlage nur gegen Bezahlung nutzen zu dürfen – ist gescheitert.
Nachdem keine User mehr über Google an die Springer Angebote weiter geleitet wurden, musste die VG Media – zu der unter anderem Axel Springer, Bild, Welt und der Burda-Verlag Focus, Funke, Madsack und M. DuMont Schauberg gehören – am 5.11.2014 Google gestatten, die Online Angebote gratis durchsuchen zu können und knickten ein.
Und so tönte Springer-Vorstand Döpfner erneut nach der peinlichen Niederlage gegen Google:
“Jetzt stelle man sich vor wie diese Zahlen aussehen würden,wenn es noch ein paar mehr Verlage gäbe, die daran Interesse zeigen mit digitalen Journalismus auch etwas Geld zu verdienen. Aber stattdessen beschäftigen sich viele lieber mit Personalabau in den Redaktionen”, so Döpfner zu Deutschlandradio.
Das Ende dieses inszenierten “Kriegs” gegen das Internet ist nicht der glückliche Ausgang, wie bei dem kleinen David, als Gewinner – gegen den großen Goliath.
Was dies mit seriösem Journalismus, einem freien Internet und der Informationspflicht gegenüber der Bevölkerung zu tun hat? Nichts! Darum ging es bei der deutschen, gleichgeschalteten und mittelmäßigen Presse ohnehin noch nie. Wozu auch? Das neue Ziel der Verlage ist Profit, Macht und Kontrolle im Internet, für die man meint keine Journalisten und nicht mehr als zwei “Informationsquellen” zu benötigen.
Auf die nächste Runde im “Krieg”, um die Macht im Internet, kann also gewartet werden, wenn der Springer Konzern gegen Google mit einer neuen Suchmaschine antritt, um das Internet zu kontrollieren. Immerhin meinen die deutschen Verlage nun zu wissen, wie das Internet funktioniert.
Die Realität ist aber vielmehr so, dass die deutsche und continental europäische Presse schläft und sich vor allem im online Journalismus in der “Steinzeit” befindet. Dies könnte nur durch die Investition in seriösen und guten Journalismus, print als auch online, wett gemacht werden, um mit den Großen – wie z.B. dem Guardian, die weltweit expandieren um zu informieren – konkurrieren zu können.
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Gründerin von Hounds & People
Siehe auch:
- Warum das deutsche Fernsehprogramm so schlecht ist
- Springer Chef Döpfner- Google ist sooo gemein
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