Obama erinnert an den “Bloody Sunday” von 1965 auf der Brücke in Selma.
Gestern erinnerte US-Präsident Barack Obama in Selma, Bundesstaat Alabama, in einem Demonstrationszug an den “Bloody Sunday” vor 50 Jahren am 7. März 1965. Der erste afroamerikanische Präsident ging mit seiner Familie über die Brücke, die bis heute den Namen eines Ku-Klux-Klan-Anführers trägt, die Edmund-Pettus-Brücke von Selma.
Zu dem Demonstrationszug nach Selma waren ca. 40.000 Menschen, der frühere Präsident George W. Bush und 100 Kongressabgeordnete aus Washington gekommen. Obama dankte den Bürgerrechtlern, die damals für das Wahlrecht und gegen die Diskriminierung der Schwarzen ihr Leben riskierten: “Sie haben bewiesen, dass Veränderungen ohne Gewalt möglich sind, dass Liebe und Hoffnung den Hass besiegen können.”
Wie vor 50 Jahren ist auch John Lewis dabei, der damals beinahe totgeschlagen wurde. John Lewis heute US-Kongress Abgeordneter und sagte: “Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich eines Tages zurückkommen werde, um den ersten afroamerikanischen Präsidenten vorzustellen, hätte ich gesagt: ‘Du bist verrückt und weißt nicht, wovon Du redest!’”
Damals schlugen weiße Polizisten mit Knüppeln auf die Teilnehmer und Bürgerrechtler des Protestmarsch gegen die Diskriminierung der Afroamerikaner ein, einige starben. Der Demonstrationszug wollte die Brücke von Selma überqueren.
Einige Wochen später fand daraufhin in Montgomery, Alabama mit Martin Luther King, unter dem Schutz der Nationalgarde, ein weiterer Protestzug der Montgomery March statt, an dem Schwarze, als auch Weiße aus dem ganzen Land teilnahmen.
Präsident Lyndon B. Johnson unterzeichnete im August 1965 den Voting Rights Act, wodurch jeder Amerikaner, gleich welcher Hautfarbe das Wahlrecht erhielt und sich Schwarze, auch in den Südstaaten, in die Wählerlisten eintragen lassen könnten.
Die Brücke von Selma ist das Symbol der Bürgerrechte.
Obama sagte, dass seit 1965 in der Gleichberechtigung zwar große Fortschritte für alle Amerikaner erzielt worden seien, aber der Marsch sei noch nicht vorbei. Die rassistische Geschichte des Landes werfe noch immer einen langen Schatten.
In seiner Rede vor zehntausenden Amerikanern, 50 Jahre später, sprach Obama auch den aktuellen Rassismus und die Polizeiübergriffe gegen Afroamerikaner, wie im Fall in Ferguson, an. Obama kritisierte, dass das unverhältnissmässige Vorgehen der Polizisten gegen Schwarze und verwies auf einen Bericht des Justizministerium, der ebenfalls die Diskriminierungen in Ferguson bestätigte. Demnach sollen Afroamerikaner grundlos verhaftet worden und gesteigerte Gewalt gegen sie eingesetzt worden sein. Der Vorfall in Ferguson 2014 als Michael Brown unbewaffnet von einem weißen Polizisten erschossen wurde, löste große Proteste aus. Die Ermittlungen gegen den Polizisten wurden eingestellt. Anschließend seien mehrere Vertreter der Behörden gekündigt worden.
Obama forderte alle Amerikaner dazu auf, für die Rechte der schwarzen Bevölkerung einzustehen. Bei seiner Ansprache richtete er den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern nach forne: “Selma ist jetzt”. Er erinnerte daran, das die Ereignisse von 1965 zeigten, dass ganz normale Menschen zu Außergewöhnlichem fähig sind, wenn sie daran glauben würden, ihr Land verändern zu können.
Der Kampf der Bürgerrechtler in den USA, sei für viele Menschen in der Welt Vorbild geworden und habe dazu beigetragen, wie auch damals für die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang, dass die Mauer fiel. Aber auch Frauen, Hispanics, Homosexuelle und Behinderte hätte dieses Beispiel später mehr Freiheit gebracht.
Obama kritisierte vor allem mehrere Bundesstaaten, die versuchen würden das vor 50 Jahren erkämpfte Wahlrecht für Schwarze durch strengere Ausweis-Vorschriften zu erschweren. “50 Jahre nach dem blutigen Sonntag ist der Marsch noch nicht am Ziel. Aber wir kommen näher,” so Obama in Selma.
John Lewis
Der aktuelle Kinofilm Selma verfilmte die Geschehnisse von 1965 in Selma
Siehe auch:
- Sister Rosa – Rosa Parks wäre 100 Jahre
- „I have a dream“ Martin Luther King vor 50 Jahren – und heute?
- Nina Simon: The King of love is dead
- Abraham Lincoln veränderte auch unsere Geschichte
- Obama würdigt Martin-Luther King
- Obama gegen Diskriminierung bestimmter Hunderassen
- Hunde und ihre Menschen – diskriminierte Minderheit in Deutschland
- Musiklegende Pete Seeger ist tot