Gestern habe ich endlich “The Imitation Game” gesehen und fand es richtig gut. Interessanterweise fiel auf wie ähnlich er zu “The Theory of Everything” und “American Sniper ist.”
“Imitation” und “Theory” sind im Grunde die gleichen Filme: Die Geschichte eines großen Mannes, beide Genies, Wissenschaftler, beide missverstanden, beide Außenseiter und sozial unbeholfen und geschlagen mit einer Art Asperger’s, und die Frauen, die sie lieben; ihr Kampf mit sich selbst und der Umwelt, etc. Bei “Imitation” kam Homosexualität und der Zweite Weltkrieg hinzu, aber im Grunde waren es die gleichen Filmen.
Der Krieg in “Imitation” wurde genau so patriotisch dargestellt wie in “American Sniper”; beide Filme sind sehr patriotisch, wobei der britische Patriotismus etwas zurück genommener ist als der amerikanische, trotzdem wurden in beiden Filmen viele Flaggen geschwenkt und es wurden moralisch schwierige Entscheidungen getroffen, was das Töten von Menschen angeht (wobei Alan Turing wie im Film dargestellt Millionen mehr Menschen auf dem Gewissen hatte als der Sniper); und in beiden Filmen wurde der grundsätzliche Glaube bestätigt, dass man (auch der nationale Zuschauer) im Krieg auf der richtigen Seite steht. (“Sniper” war dazu etwas kritischer über Krieg, indem das Thema PTSD sehr stark ausgeprägt war. Und mutiger, weil er einen Krieg darstellte, der noch umstritten ist und noch nicht nostalgisch verklärt, wie im “Imitation”.)
Noch interessanter fand ich, dass alle drei Filme von menschlicher Größe handeln – von großen Männern und ihre Suche nach Größe, sowie der Preis, den sie zahlen müssen. Die Größe in „American Sniper“ ist kleiner und umstrittener, aber das Thema ist die gleiche: alle drei Filme stellen menschliche Größe/große Leistung als etwas Gutes dar und als etwas, wonach jedermann suchen soll.
Diese Suche nach Größe scheint mir inzwischen sehr amerikanisch/britisch zu sein. Als Junge, als ich solche Filme sah, nahm ich an, dass sie Suche nach Größe universal ist, ein universaler Wert. Jetzt glaube ich das nicht mehr. Ich wusste nicht, wann ich das letzte mal einen deutschen Film über menschliche Größe gesehen habe (vielleicht kann mich jemand da draußen hier korrigieren). Oder ein französischer Film (wobei ich mich da weniger auskenne).
Wenn ich mit deutschen Freunden über literarische Größe und über den Wunsch, große Bücher zu schreiben spreche, gucken sie mich an wie einen Verrückten, wie jemand, der eine Therapie braucht. Die Deutschen mögen es klein. Aber in amerikanischen und britischen Filmen ist die Suche nach Größe ganz normal (das geht sogar auf Shakespeare zurück.)
Alle drei Filme waren so ähnlich, dass mir wieder mal bewusst wurde, wie viel wir Amis aus England geerbt haben. Und, wie anders England vom Rest des Kontinents ist. Selbst amerikanische Demokratie war nur möglich, weil die frühen Kolonisten britische Ideen über den Staat und das Volk mitgenommen hatten. Die Engländer hatte es sich ausgedacht, wir haben es bloß umgesetzt. Die Spanier, die Portugiesen und die Franzosen haben auch all die amerikanischen Kontinente kolonisiert, aber sie brachten Feudalismus mit, nicht Demokratie. Und auch heute noch in vielen dieser Länder, wo sich Demokratie inzwischen etabliert hat, ist sie noch mit feudalen Ideen gemischt, wie auch in vielen Staaten in Kontinentaleuropa, auch Deutschland (Kirche und Staat werden nicht getrennt, der Staat ist Kulturmäzen, der Staat ist zuständig für das soziale und moralische Wohl der Volkes, der Staat hat mehr Verantwortung als das Volk, etc.).
Ich frage mich sogar jetzt, ob die Suche nach Größe mit der Idee der Demokratie nicht sogar verwandt ist. In feudalen Gesellschaften wird das gemeine Volk nicht ermuntert, Größe zu suchen. Diese wird nicht als Wert dargestellt, auch nicht im Kino, weil Größe allein das Recht derjenigen ist, die groß geboren wurden. Diese feudale Einstellung (zumindest den Rest dieser Einstellung) sehe ich in Deutschland noch heute.
Patriotismus, persönliche Größe, Demokratie und viel mehr – all das haben wir aus England. Ich bin dafür dankbar. Gleichzeitig bin ich aber auch dankbar, dass wir bestimmte Dinge nicht aus England mitgenommen haben. Zum Beispiel die englische Küche. Dafür haben wir die deutsche “Frikadelle im Brötchen“ aufgenommen und perfektioniert und heute bin ich auch dafür dankbar, dass wir den Hamburger haben.
Eric T. Hansen ist Amerikaner, Buchautor, Journalist und Satiriker, lebt seit über 20 Jahren in Deutschland und heute in Berlin. Seine Bücher: ) oder . Eric T. Hansen The Hula Ink Blog
I caught up with “The Imitation Game” yesterday and really liked it. It impressed me how similar it was to “The Theory of Everything” and “American Sniper.”
“Imitation” and “Theory” are basically the same movie, the story of a great man, both of them brilliant scientists, both misunderstood, both outcasts and socially incompetent and suffering from something similar to Asperger’s, and the women who love them; their struggle, etc. “Imitation” added on Homosexuality and the war, of course.
The war effort in “Imitation” was handled just as patriotically as it was in “American Sniper”, in fact, both films are essentially patriotic movies – the British form of patriotism is of course lower key than the American form, but in both cases there was a lot of flag-waving, hard but patriotically-correct decisions about killing and the basic feeling that they are on the right side of the war and sacrificing something for the nation and for humanity. (“Sniper” was more critical and more modern than “Imitation”, because the theme PTSD was very strong.)
It struck me that all three films are about great men and their struggle for greatness – and with the price they have to pay. All three films praise great men (though “American Sniper” is on a more modest scale) and portray greatness as something to be strived for.
That striving for greatness seems to me to be very British/American. I used to think – growing up in America – that’s it was universal, but now I don’t think it is. I don’t recall every have seen a contemporary German film about greatness. Or a French film, though I know less about French film than about German film. When I talk about greatness and dreams of writing great books, Germans look at me like I’m mentally disturbed. They like it small. But in American and British films (and this goes back all the way to Shakespeare), the striving for greatness is a given.
In fact, all three movies were so similar that it brought home once again how much we Americans inherited from England and how different England is from the rest of the European continent.
Even American democracy was only possible because the early colonies took with them British ideas about government and the people. The Spaniards, Portuguese and French all colonized the Americas, but they established feudalism, not democracy, and even where democracy is present there now, it is still tinged with feudal ideas of an all-powerful state, much like in most of continental Europe, including Germany.
Come to think of it, I wonder if the striving for greatness and democracy are related – in feudal societies, the common people are not encouraged to strive for greatness, that is reserved for those born great. I still see that attitude in Germany today.
Patriotism, greatness, democracy, and much more – we got it all from the Brits. I’m grateful for that. At the same time, I’m grateful we didn’t inherit their cooking and instead inherited the German “Frikadelle” in a bun, today known as a hamburger.
Eric T. Hansen is an American, writer, journalist and satirist, lives for over 20 years in Germany and today in Berlin. His books: . (An expedition in the native country of the Hawaii toast) or . Eric T. Hansen The Hula Ink Blog