Ich glaube: Nein, denn das amerikanische „Zweiparteiensystem“ wurde entworfen und aufgebaut, um sich gegen genau solche extremistische Demagogen zu wehren.
Ich erkläre:
Das, was wir ein „Zweiparteiensystem“ nennen, ist in Wirklichkeit ein „System der absoluten Mehrheit“: Um Präsident zu werden, braucht ein Kandidat 51% der (Delegierten)-Stimmen.
Es gibt zwar mehr als zwei Parteien in Amerika (die Greens, die Libertarians), und dazu die Möglichkeit, parteilos („independent“) zu kandidieren, aber jeder weiß: Je mehr Parteien, desto weniger Chancen eine Partei hat, die 51%-Hürde zu erreichen.
Die Gründungsväter gingen davon aus, dass eine Demokratie lauter machthungrige Demagogen und Tyrannen-im-Spe anzieht. Nur: auch wenn ein Demagoge einen gewissen Teil der Bevölkerung überzeugen kann, schafft er es nicht, 51% der Bevölkerung hinters Licht zu führen. Viel Vertrauen in das Volk hatten die Gründungsväter nicht, aber soviel Vertrauen musste es dann doch sein.
Bis jetzt hat es funktioniert: Demagogen wie David Duke oder Joseph McCarthy konnten viel Macht erreichen – vor allem in bestimmten Teilen der USA – aber letztendlich waren sie nicht für 51% der Bevölkerung konsensfähig. (Sie schieden aus lange, bevor das Weisse Haus in Sicht kam.) Je näher sie an die 51%-Marke kommen, desto schneller scheiden die Extremisten aus.
Anders in Europa, wo Extremisten die absolute Mehrheit nicht brauchen: Hier braucht ein Demagoge nur die größte Fraktion hinter sich zu haben – sagen wir, 30% oder 40% – und er kann mit einer anderen Partei eine Koalition eingehen.
Dadurch ist auch Hitler an die Macht gekommen: In der Reichstagswahl und in den Neuwahlen 1932/33 bekam er immer wieder die meisten Stimmen (bis 43% glaube ich?), aber nie die absolute Mehrheit. Am Ende musste Hindenburg ihm eine Minderheitsregierung zusprechen – es wollte zwar keine andere Partei mit Hitler koalieren, aber irgendeine Regierung braucht man doch, und Hitler hatte einfach die meisten Stimmen.
Stellt euch vor, Amerika hätte ein Koalitionssystem und Trump wäre in einer dritten Partei (nennen wir es die AfA – Alternative für Amerika): Er würde 30% bis 40% der Stimmen erreichen und dann mit dem republikanischen Kandidaten, z.B. Ted Cruz, eine Koalition eingehen und so gemeinsam ins Weiße Haus ziehen.
Natürlich bedeutet das, dass auch „gute“ Extremisten“ es nicht schaffen: Auch ein Bernie Sanders schafft ohne Koalition die 51%-Marke nicht. Ein amerikanischer Präsident ist immer ein Kompromiss zwischen 50 Bundesstaaten – er steht damit immer in der Mitte und ist nie nur extrem toll und nie extrem schlecht. Das ist mir aber lieber als ein Trump – oder ein Berlusconi oder eine Petry oder ein LePen oder ein Kachinsky oder ein Orban – im Weißen Haus.
Wie ihr seht, bewundere ich die Gründerväter – sie hatten nicht nur die Vorzüge, sondern auch die Gefahren der Demokratie verstanden und das System entsprechend aufgebaut.
Danke, Thomas Jefferson & Co.
Eric T. Hansen ist Amerikaner, Buchautor, Journalist und Satiriker, lebt seit über 20 Jahren in Deutschland und heute in Berlin. Seine Bücher: ) oder . Eric T. Hansen The Hula Ink Blog.
Siehe auch:
- Erkennen Sie den Unterschied?
- Warum lieben die Amis Donald Trump?
- Was Europa von Amerika lernen kann
- Facebook-Rekord: Brandon Stantons offener Brief an Donald Trump
Keine Sorge es gibt hier keine Sorge.
Es gibt auch hierzulande eine Menge Menschen, denen Trump nicht nur keine Angst einjagt sondern die ihn gerne als nächsten Präsidenten sehen würden.
MAGA!