Manchmal habe ich in Deutschland das Gefühl , in einer Traumwelt zu leben, ganz weit weg von jeder Realität. Dann wache ich auf und sage mir: “Nein, du träumst nicht, die Deutschen haben bloß eine unendliche Kapazität, sich anzulügen.”
Heute steht überall in der Presse, Anne Will hätte ihre gleichgeschlechtliche Partnerin “geheiratet”. Auch Frau Will hat dieses Wort benutzt: “Ja, wir haben geheiratet.”
Zuerst dachte ich, “Ah, sie sind nach Dänemark gefahren, toll”, dann las ich, dass die “Trauung” in Düsseldorfer Standesamt stattfand.
Ich habe den Artikel im Netz in mehreren Zeitungen nachgeschaut und mir standen die Haare zu Berge, als ich feststellte, fast alle Zeitungen benutzten das Wort “heiraten”, ohne darauf hinzuweisen, dass es kein “Heiraten” fur Lesben oder Schwule in Deutschland gibt. (Ausnahme: Der Tagesspiegel hat das Wort “verpartnert” benutzt – alle Achtung.)
Anne Will wurde aber nicht “verheiratet”, denn die gleichgeschlechtliche Ehe ist in Deutschland verboten. Sie und ihre Partnerin sind eine eingetragen Gemeinschaft eingegangen.
Wie das funktioniert:
Der Standesbeamter fragt, “Ihr wollt heiraten, nun sagt mir, vollzieht ihr sexuelle Handlungen für gewöhnlich mit Menschen des anderen Geschlechts, oder mit Menschen des gleichen Geschlechts?”
Ist die Antwort darauf, “Mit menschen des gleichen Geschlechts”, dann verstaut der Standesbeamter das Gesetzbuch, das auf seinem Tisch steht, und nimmt aus der unteren Schublade ein zweites Gesetzbuch – denn in Deutschland gibt es Gesetze, die Heteros betreffen, und Gesetze, die Homosexuelle betreffen. Die zwei Arten von Menschen sind nach deutschem Recht so verschieden voneinander, dass man für sie verschiedene Gesetze entworfen hat.
ich finde zwei Dinge hier erstaunlich:
1) Dass in Deutschland Menschen aufgrund ihres Geschlechtes gesetzlich in zwei Kategorien mit anderer Gesetzgebung geteilt werden, und
2) dass die Deutschen – vor allem die Nicht-Heteros im Lande, das nicht nur hinnehmen, sondern auch noch öffentlich so tun, als ob es nicht so ist. Bei einer “eingetragenen Partnerschaft” zu sagen, man hätte “geheiratet”, ist so, als wenn ein VW-Fahrer auf seinen Polo zeigt und stolz sagt, “Na, wie gefaellt dir mein neuer Porsche?” Kann sein, dass er wirklich glaubt, er fährt Porsche, aber die Porsche-Fahrer wissen, dass das nur in seinem Kopf tut.
Ach ja, und
3) Der Grund, warum die deutsche Schwulen- und Lesbengemeinde so tut, als ob es die Schwulenehe in Deutschland gibt, ist einfach zu erklären:
Sie sind obrigkeitshörig wie alle anderen auch und anstatt ihr Recht gegen die Obrigkeit einzuklagen, tun sie einfach so, als ob alles schon ist, wie es sein soll. Sie lügen sich also an.
In Amerika und in vielen anderen Ländern haben die Schwulen und Lesben Jahre lang hart gekämpft, bis die sexuelle Apartheid ihres Landes beendet wurde – die Deutschen aber ersetzen einfach was Wort “Diskriminierung” mit “heile Welt” und es ist alles wieder gut.
Es ist ein bisschen wie Alabama 1965: Zwei Schwarze betreten den Bus und müssen ganz hinten setzen, ganz weit weg von den Weißen vorn. Einer sagt zum anderen: “Wieso müssen wir denn hinten sitzen? Sind wir keine Menschen wie alle anderen auch?”
Der andere sagt: “Ach was, faktisch sind wir ja gleich, wir kommen ja zur gleichen Zeit an wie die Weissen, warum meckern?”
Eric T. Hansen ist Amerikaner, Buchautor, Journalist und Satiriker, lebt seit über 20 Jahren in Deutschland und heute in Berlin. Seine Bücher: ) oder . Eric T. Hansen The Hula Ink Blog.
Siehe auch:
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- Ein Wort zu dem, was ich tue, und warum?
- Über das Versagen der deutschen Presse
- Deutschland – Korruption, Lobbyismus, Vetternwirtschaft, Betrug
- “Netzplanet.net”: Vorsätzliche Volksverhetzung?
- Eric T. Hansen bei Plasberg – “Club” der Ahnungslosen
- Warum das deutsche Fernsehprogramm so schlecht ist
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