Die Zunehmende Gewaltbereitschaft und der Hass, einer immer grösser werdenden Anzahl von Menschen in Deutschland, gegenüber Flüchtlingen, anderen Minderheiten und Ländern wirft Fragen auf.
Warum reagieren diese Leute gegenüber Menschen die sich in größter Not befinden, alles verloren haben, auf der Flucht gestorben sind – mit Aggression, Gewalt, zünden Flüchtlingsheime an und schreiben hasserfüllte Kommentare in den sozialen Netzwerken?
Warum fehlt diesem Menschen Humanität – also Menschlichkeit, Mitgefühl und Einfühlungsvermögen?
Ist dies ein pathologisches Fehlverhalten?
Welche Kindheit müssen sie gehabt haben?
Gähnen steckt an, auch bei Hunden. Lachen ebenfalls und macht und fröhlich.
Wir verstehen intuitiv, was andere fühlen und können Freude, Schmerz oder das Leid anderer mit-, und nachempfinden. Diese Fähigkeit ermöglichen Spiegelneurone und sind die Grundlage für emotionale Intelligenz, bestimmen unser »Bauchgefühl « und die Fähigkeit zu lieben.
Spiegelneurone, die übrigens auch Hunde besitzen, entstehen in der Kindheit und sorgen dafür, dass Menschen Mitgefühl empfinden, sich in andere hineinversetzen können, also Einfühlungsvermögen gegenüber anderen entwickelt haben und später besitzen.
Spiegelneurone ermöglichen es die Absichten anderer intuitiv zu verstehen und sind für unsere Kommunikation mit anderen entscheidend.
Sie ermöglichen es den Gesichtsausdruck, die Mimik zu lesen und zu verstehen. Gefühle zu erkennen, die hierbei von einem Menschen auf den anderen übertragen werden. Intuitiv, ohne nachdenken zu müssen. Diese besonderen Nervenzellen bilden die neurobiologische Basis für unser intuitives Verständnis, was andere Menschen fühlen und was sie vorhaben.
Ohne Spiegelneurone gäbe es keine Intuition, keine Empathie, kein Mitgefühl, Verständnis und kein Sozialverhalten.
Ohne Spiegelneurone könnten Individuen nicht existieren. Es gäbe kein spontanes Verstehen zwischen den Menschen und auch kein Vertrauen. Mitgefühl ist für eine Gesellschaft entscheidend und zeigt wie die Menschen miteinander und auch mit Tieren umgehen. Eine Gesellschaft ohne Mitgefühl verroht.
Spiegelneurone ermöglichen nicht nur das intuitive Verständnis, gegenüber anderen Individuen, sondern sind auch die Voraussetzung um in einer sozialen Gemeinschaft zu leben. Sind also auch für das verantwortlich, was wir erleben und wie wir uns verhalten.
Allein das beobachten einer Handlung eines anderen Menschen, aktiviert bei uns genau das gleiche neurobiologische Programm das tätig wird, als wenn wir diese Handlung selbst ausführen würden. Das Beobachten oder die Wahrnehmung einer Handlungssequenz, wie ein Geräusch, ist ausreichend damit wir wissen, wie es weitergeht.
Handlungssequenzen die wir gespeichert haben, basieren auf unserer individuellen Erfahrung und treffen meist zu. Spiegelneurone ermöglichen nicht nur intuitiv Handlungen, sondern auch Empfindungen, durch Mitgefühl nachzuvollziehen.
Mitgefühl ist die Basis für unser Zusammenleben
Wenn allerdings die Signale einer spiegelnden Resonanz ausbleiben, also unser Verhalten durch andere oder Vorbilder nicht wieder gespiegelt wird, geht soziale Zugehörigkeit und Identität verloren. Das Individuum befindet sich in einem “Vakuum”. Die Folge ist soziale Isolation.
Durch soziale Zuwendung werden wichtige Botenstoffe wie endogene Opioide, Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet. Von denen jedes Individum eine gewisse Menge benötigt und ohne die es nicht existieren kann. Diese Botenstoffe entstehen durch Resonanz, also wodurch wir uns verstanden fühlen. Kaiser Friedrich () ließ Kinder von Ammen aufziehen, die mit ihnen nicht sprechen durften, um herauszufinden welche Sprache sie sprechen würden. Die Kinder starben.
Gene sind zwar eine neurobiologische Grundausstattung, ermöglichen aber nicht den Erwerb wichtiger Fähigkeiten zur Kommunikation, Selbstwertgefühl, Wissen, Kompetenz und sozialer Kompetenz. Die Entfaltung und Entwicklung dieser Fähigkeiten, können beim Menschen nur durch zwischenmenschliche Beziehungen und Bindung, aus dem persönlichen und sozialen Umfeld entstehen.
Empathie und Mitgefühl ist also nicht angeboren, sondern entwickelt sich in den ersten Lebensjahren durch die Beziehungen und das Umfeld, in dem das Individuum lebt. Findet diese Entwicklung durch die Spiegelung anderer nicht statt, können erhebliche Defizite, wie ein geringes Selbstwertgefühl, die Unfähigkeit Beziehungen einzugehen oder Kompetenzen zu erweben, entstehen.
Das was eine Bezugsperson einem Kind oder anderem Individuum zurückspiegelt, ist eine Information über sich selbst.
Ein Kind oder Individuum kann hierüber nach und nach also überhaupt erst erkennen, wer es selbst ist. Die Entwicklung und das Erlernen von sozialer Kompetenz, ist ebenfalls nur unter diesen Voraussetzungen möglich.
Fehlende Empathie bedeutet also immer Defizite der Spiegelung. Kinder die selbst wenig Zärtlichkeit, Mitgefühl, Rücksicht und Einfühlungsvermögen erlebten, verfügen also auch über kein erfahrenes und erlerntes Programm das sie speichern konnten und später wieder geben können.
Diese Kinder zeigen Motivations-, und Lernschwierigkeiten, die durch das derzeitge Schulsystem verstärkt werden und haben Schwierigkeiten Kompetenzen zu erwerben. In Konfliktsituationen reagieren sie mit Aggression, Gewalt und erkennen nicht, wann sie Grenzen überschreiten. Sie setzen die Aggressionen und Gewalt auch dann fort, wenn es gar keinen Grund hierfür mehr gibt und die Situation bereits geklärt ist.
Kann fehlende Empathie und Mitgefühl auch später noch erlernt werden?
Der Psychologe und Journalist Daniel Goleman, ein Pioneer eines Verfahrens zur Nachentwicklung von Empathiefähigkeit, meint Empathie- und Spiegelungsdefizite würden sich zumindest bis zu einem gewissen Grad beheben lassen.
Bei manchen Menschen fragt man sich allerdings, ob Hunde ihnen nicht auch in dieser Hinsicht himmelweit überlegen sind.
“Wer Mitgefühl hegt, erkennt, dass seine Taten Auswirkungen auf die ganze Welt haben”.
Dalai Lama
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Gründerin von Hounds & People mit den Schwerpunkten: Politik, Psychologie, Neurobiologie, Kognitionsforschung, Medizin, Veterinärmedizin, Pharmazie und Gesellschaft.
; Prof. Dr. med. Joachim Bauer, Verlag: Heyne Verlag (4. September 2006), ISBN-10: 3453615018
Siehe auch:
- Vielleicht sollten wir diese Chance auch anderen geben
- Eigentlich ist uns nicht zum Lachen zu mute
- Deutschland es wird Zeit endlich zu relflektieren
- Verpiss Dich endlich von unserem See
- Ausschwitz und die Vergangenheit darf nie vergessen werden
- Dognition Zeigt Ihnen wie klug Ihr Hund ist
- Do as i do – Lernmethode nach Prof. Adam-Miklosi
- Hunde können Denkaufgaben eigenständig und flexibel lösen
- Der Hundeblick gewinnt die Herzen der Menschen
- Schwanzwedeln bedeutet nicht gleich Schwanzwedeln
- Neue Studie über Hunde! Und der Wissenstand der Trainer?
- Wissenschaft beweist erneut: Nur Hunde verstehen den Menschen!
- So klug ist Ihr Hund!
- Eigentlich wissen wir “nichts” über unsere Hunde!
- Auch Hunde können Vokabeln lernen!
- Gewalt gegen Hunde und der gesellschaftliche Schaden
- Die Dominanz-Theorie – eine Deutsche Erfindung
- Bild Kolumnistin: Amerikaner sollen Dominanz-Therorie erfunden haben?
- Buchbesprechung: Hunde – Evolution, Kognition und Verhalten
Interview mit Prof. Dr. Bauer: Was sich in der Gesellschaft verändern muss.
Warum ohne Empathie und Mitgefühl die Basis für uns Zusammenleben ist
[...] Das Thema Empathie / Einfühlungsvermögen wird aktuell weltweit immer wieder von Experten und Autoren aufgegriffen – ein zentrales Thema. Im Grunde ist Herzen Sehen natürlich auch Empathie. Aber lies‘ selbst. Wir haben einen Artikel dazu gefunden und möchten diesen hier gerne verlinken. [...]