Anna B. ist Bäuerin in Oberbayern. Sie ist die Chefin auf dem Hof. Was sie sagt wird gemacht.
Ihr Mann gehört zu den Männern der sich auf den Vatertag freut, an dem sich deutsche Männer offiziell noch mehr voll laufen lassen können, als sonst.
Anna B. fühlt sich eigentlich zu Höherem und Spirituellem, wie Geistheilen, berufen. “Alles ist miteinander verbunden und die Gier, und der ganze Konsum würde die Menschen nur krank machen”, sagt sie.
Sie hat sogar schon ein Buch vom Dalai Lama gelesen und ein buddhistischer Mönch war auch schon mal als Gast auf ihrem Hof. Der ergriff zwar nach kurzer Zeit wieder die Flucht, warum, bemerkte Anna aber nicht.
Nebenbei vermietet sie auch noch Zimmer. Ferien auf dem Bauernhof! Das bringt Geld, das sie dringend braucht! Ihr Mann arbeitet als ungelernte Kraft in einer Firma, wovon man alleine nicht leben kann. Hauptsache Kohle!
Dies passt zwar nicht gerade zu Annas spiritueller Berufung, aber wen interessiert das. Ansprüche dürfen die Gäste keine Stellen oder Service, wie ein Frühstück – bei 27.-€ pro Nacht, außerdem macht das Arbeit. Das müssen sich die Gäste schon selber kaufen und machen. Wem das nicht passt, der kann ja wieder gehen, so Anna. Warum kein Gast länger als max. drei Tage bleibt und wieder die Flucht ergreift, fällt Anna nicht auf.
Der Hof liegt abgelegen Mitten in der Pampa in Oberbayern, drei Kilometer vom nächsten Ort entfernt. Fünfzehn Häuser, ein kleines Lebensmittelgeschäft und eine Tankstelle. Der nächst grössere Ort ist 8 km entfernt, dort gibt es zwanzig Häuser und einen Supermarkt. Aber irgend ein Blöder findet sich immer der für “Ferien auf dem Bauerhof” bezahlt!
Es sei alles so unmenschlich geworden und es ginge den Menschen nur um Geld und Profit. Es ginge ihnen viel besser und sie wären weniger krank, wenn sie freundlicher miteinander umgehen würden, sagt Anna.
Leute mit Hund bekommen keine Zimmer. Hunde gehören nicht ins Haus! Auch nicht die von Besuchern, außer der hat einen Hund und möchte von Anna “geheilt” werden und bezahlt dafür. Dann darf er den Hund mit in den Raum nehmen. “Die scheiß Viecher machen Dreck, Arbeit und Lärm.”
Sie hat selbst einen alten Hund, der darf auch nicht ins Haus und muss draußen bleiben. Anna redet nicht mit Hunden oder anderen Tieren, sie macht höchstens gsch… gsch… gsch… dies soll das Tier sofort verstehen und wenn nicht, dann gibt´s einen Tritt und der Hund ist blöd. Wenn der weiter so bellt (weil er rein will und es draussen kalt ist) dann kommt er eben früher weg. “Der macht nur Dreck und außerdem kommt er demnächst sowieso weg, weil er krank ist.”
Um den alten Hund kümmert sich ein Gast, wenn er da ist. Der nimmt ihn heimlich im Winter mit aufs Zimmer, wenn es kalt ist. In die Küche darf der Hund natürlich auch nicht. Das ist wie eine Todsünde vor allem in Bayern und in Deutschland. “Scheiß Viecher, machen Dreck, Arbeit und Lärm!
In Ausnahmen, wenn es im Winter sehr kalt ist, darf er im Flour auf den Steinfliesen schlafen. Der Hund ist inzwischen 12, hat Arthrosen und Schmerzen beim gehen. Er versucht alles richtig zu machen, aber keiner versteht ihm. Das Liebevollste was dieser alte Hund jemals erfahren hat ist, dass er zu Fressen bekam und selten getreten wurde.
Anna ist davon überzeugt, dass sie besondere Fähigkeiten hat und durch Handauflegen heilen kann. Auch “Fernheilen”, dies sei so ähnlich wie Fernwärme meint sie, positive Energie würde fließen, dies würde auch funktionieren, wenn man an jemanden denkt. Außerdem werden die Menschen krank findet Anna, weil sie sich ungesund ernähren und zu viele Medikamente nehmen. Anna wiegt bei 1.60 m, 90 kg und isst am liebsten jeden Tag Kuchen, Wurst, Käse und Brot. Aber alles nur bio, das ist ja gesund!
Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat spritzt sie nicht mehr. Nur noch gegen ganz “hartnäckiges” Unkraut im Garten. Das macht sie schon seit dreißig Jahren so und ist ja harmlos. Auf den Feldern, wird nicht mehr, wie noch vor zwei Jahren, gespritzt, sondern nur noch Gemüse für den Eigenbedarf angebaut. Alles Bio, versteht sich!
Seit dem sie 13 Mal operiert wurde und so oft krank war, glaubt sie nun zu wissen, wie sie den Menschen helfen kann. Die nächste Operation steht erst wieder in drei Monaten an und dann ist Schluss mit den Operationen. Eine Wucherung und Entzündung am Dickdarm muss Entfernt werden, bis dahin muss sie noch Antibiotika und andere Medikamente nehmen.
“Man muss sich seine eigene Insel schaffen und ändern kann man ohnehin nichts”, sagst Anna immer. Was im Klartext heißt, die anderen sind mir scheiß egal: Hauptsache mir geht´s gut und die Kohle stimmt, der Rest interessiert mich nicht.
Es ist alles ist miteinander verbunden, findet Anna! Wenn Menschen freundlicher und liebevoller miteinander umgehen würden, dann würden sie auch nicht krank werden und die Welt wäre besser, sagt sie. Tiere gehören nicht dazu.
Mit den scheiß Viechern, will Anna eigentlich nichts mehr zu tun haben, “die machen nur Arbeit und Dreck!” Früher hatte sie Milchkühe. Die brachten zwar Geld über die Milch, machten aber zu viel Arbeit. Die Kühe standen angebunden ein Leben Lang im dunklen Stall. Heute hat sie nur noch Kälber und Jungvieh, das sie für andere groß zieht und im Stall stehen. Das bringt Kohle!
Eine Woche nach der Geburt, werden die Kälber gebracht. Dann bleiben sie mindestens ein halbes Jahr in dem dunklen, alten Stall stehen und werden angebunden. Anschließend werden sie entweder geschlachtet, weiter zu Milchkühen aufgezogen oder verkauft. Mehr als zehn Kälber nimmt sie nicht mehr. “Die scheiß Viecher machen nur Arbeit und Dreck”.
Außerdem drängen sich diese scheiß Viecher dauernd vor, wenn sie gefüttert werden, beschwert sich Anna. Mit dem Stock schlägt sie die namenlosen Kälber permanent auf die Schnauze oder den Kopf. Das die Kälber eigentlich nur Hunger haben, mehr von diesem billigen Milchersatz und am Schnuller nuckeln wollen, nimmt Anna nicht wahr und interessiert sie auch nicht. Wie ebenso wenig, dass das Jungvieh später durch eine solche Behandlung Handscheu wird, sich nicht anfassen lässt, sondern Angst vor Menschen hat. Das man so mit den Viechern umgeht, das sieht auch die restliche Familie so.
“Die scheiß Viecher machen nur Arbeit und Dreck”, außerdem werden die sowieso geschlachtet.
Ein Hund kommt nicht ins Haus und wenn der alte weg ist, kommt kein neuer mehr ins Haus und wenn, dann darf der auch nicht mehr in den Flour, meint Anna entschieden. “Der macht nur Dreck, Arbeit und bellt……
“Die positive Energie fließt und alles hängt miteinander zusammen”, meint Anna…..
Kurz darauf war der alte Hund weg. Am Tag davor war es sehr kalt und er bellte die ganze Nacht. Er hatte furchtbare Schmerzen und wollte rein. Niemand machte ihm auf und half dem Hund oder brachte ihn zum Tierarzt.
Am nächsten Nachmittag, war der Hund schon unter der Erde verscharrt und verschwunden. “Er machte zu viel Dreck, Arbeit und bellte….!”
Liz Green ist Bloggerin und schreibt für Hounds & People seit drei Jahren.
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