Beate Zschäpe sitzt seit fünf Jahren in Untersuchungshaft und hält durch Schweigen die Justiz in Schach. Ihre zwei Mittäter sind tot. Vor Gericht inszeniert sie sich als Unwissende und Unschuldige. Die Angehörigen der 10 Menschen die durch die Anschläge der NSU getötet wurden, erfuhren bis heute keine Gerechtigkeit, Genugtuung oder Trost für den Verlust ihrer Familienangehörigen, nach den rechtsradikalen Anschlägen der #NSU auf Ausländer.
Ich konnte #BeateZschäpe sechs Tage in der JVA Stadelheim genau beobachten´und als unbescholtener Bürger und Journalist wieder verlassen.
In ein deutsches Gefängnis zu kommen ist nicht schwer. In Deutschland genügt ein ungerechtfertigtes, nicht bezahltes Bußgeld. 7o % der Insassen sind übrigens deshalb oder wegen Kleinstdelikten, für die es in anderen EU-Ländern gar keine Strafen gibt, auf Kosten der Steuerzahler, dort. Zu diesem Prozentsatz gehören auch Drogendelikte und Falschanschuldigung, wie im Fall Kachelmann oder Mollath.
Seit dem ich denken kann beschäftige ich mich mit dem Nationalsozialismus und den Gräueltaten die in diesem Land mit Unterstützung der Bevölkerung stattfanden.
Anderen Kindern wurden Grimms Märchen vorgelesen. Mir erzählte mein Großvater von den Menschen die er jahrelang vor den Nazis versteckte, rettete und sein Leben riskierte. Im letzten Moment konnten sie in die USA flüchten. Erzählte mir, von einem größenwahnsinnigen Nationalismus, der Lügen-Nazi-Propaganda die im „Der Stürmer“ verbreitet wurde. Erzählte mir, von einer gleichgeschalteten Gesellschaft, von Feiglingen, Mitläufern, Blockwarten und Denunzianten – vor denen er mehr Angst als vor den Nazis hatte. Erzählte mir, von den Ungebildeten, Gescheiterten und Frustrierten, die als erste bei den Nazis “Karriere“ machten. Von den Blockwarten, die bei der SS endlich jemand waren. Erzählte mir, wie sie ihre ehemaligen Arbeitgeber, bei denen sie vorher als Hausmeister arbeiteten, aus Missgunst und Neid, abholten und ins KZ brachten.
Verstehen konnte ich dies schon als Kind nicht, wieso niemand etwas tat und half und wie es sein konnte, dass ein ganzes Volk zusah und durch Denunziation dazu beitrug, dass ihre Nachbarn und mehr als 6 Millionen Menschen ermordet wurden. Weil die Bevölkerung gleichgültig war, nur an ihren Vorteil dachte und die “Lügen” eines Rattenfängers und Demagogen glauben wollte, wie mir mein Großvater berichtete.
Ich beobachtete die Gesellschaft mit den immer noch vorhandenen Nazis sehr genau und sah wie Denunziation und Diskriminierung gegen Minderheiten von Politikern, Ordnungsämtern, Behörden, der Exekutive und Judikative in Deutschland wieder gefördert, dazu aufgefordert und belohnt wurde. Erneut mit einer bereitwilligen Bevölkerung. Denunziation, Falschanschuldigung und die Diskriminierung von Minderheiten wurden in Deutschland wieder salonfähig und ein „Volkssport“. Anstatt Denunzianten nach Hause zu schicken, damit sie lernen ihre Probleme selbst zu lösen, wurden sie belohnt.
Die neuen „Blockwarte“ und Mitläufer sprechen nicht mit ihren Nachbarn oder Minderheiten. Sie kontrollieren, denunzieren, zeigen an und verklagen andere. Wenn durch rechtspopulistische Propaganda und Hetze alle Hemmschwellen gefallen sind, werden Asylbewerberheime angezündet oder Ausländer ermordet. Die Denunziation ist übrigens eine “Erfindung” der Nazis. Um die bereitwillige Bevölkerung zu kontrollieren, indem sie sich gegenseitig kontrolliert und zu Mittätern instrumentalisierte.
Sie waren nie verschwunden. Das braune Gedankengut war schon immer da und wurde in den Familien von Generation zu Generation weiter gegeben. Alarmrufe und Signale wollte niemand hören, wurden ignoriert oder nieder geschrieben. Es wurde nicht Demokratieverständnis gelehrt, sondern wie man mit allem Mitteln Profit macht, um sich der Welt endlich als Gewinner und Exportweltmeister zu präsentieren. Die “Leichen” im eigenen Land waren längst bekannt und werden gerade ans “Ufer” geschwemmt. Man wollte auch hier nicht hinsehen, sondern wie üblich weg. Verdrängte und ignorierte. Dachte erneut nur an seinen eigenen Vorteil und wollte in seiner bequemen “Komfortzone” nicht gestört und belästigt werden.
Erneut wurde weg gesehen und die vorhandene braune “Soße” und die Abgründe die sich in der Gesellschaft auftaten zugelassen. Die gefährliche deutsche Gleichgültigkeit wurde wieder sichtbar. Es gibt wieder nur – schwarz oder weiss. Keine Debatten, die in einer stabilen Demokratie geführt werden. Entweder man ist für die “Windmühlen” oder der Feind. Anstatt Verantwortung zu übernehmen, eigenes Verhalten, Unfähigkeit, Fehler zu reflektieren und zu lernen, war schnell wie immer ein Schuldiger gefunden. Diesmal Ausländer, Asylbewerber und Flüchtlinge.
Dann formierte und organisierte sich das braune Lager und “schwappte” nach oben. Die braunen Demagogen und Rattenfänger waren wieder da. Mein Großvater sagte einmal zu mir: “Sie werden nie lernen was Demokratie, Toleranz und Pluralität bedeutet, sie haben Hitler zu sehr verehrt. Die Bemühungen der Amerikaner und Engländer ihnen nach dem zweiten Weltkrieg Demokratie beizubringen sind gescheitert. Wenn es wieder so weit ist, verlasse so schnell als möglich das Land.”
Hatte er Recht? Weil das Volk in Deutschland sich Demokratie nie erkämpfen musste, sondern geschenkt bekam und Demokratie und Freiheit nicht zu schätzen weiss?
Weil die Bevölkerung für ihr Handeln, wie nach Ende des zweiten Weltkriegs als Mittäter und bis heute, keine Verantwortung übernehmen musste?
Österreich, der kleine “Bruder” der deutschen Nazis, liegt diesmal mit der rechtspopulistischen FPÖ vor Deutschland. Offensichtlich hat vor allem die Bevölkerung nichts gelernt, fällt in altes und bekanntes Nazi-Verhaltensmuster zurück und entwickelt sich auch kognitiv zurück.
Eine ängstliche, entsolidarisierte, feige, egoistische Gesellschaft ohne Sozialverhalten und Demokratieverständnis, die offensichtlich nichts lernte. Eine Gesellschaft, die sich erneut leicht und bereitwillig durch verbreitete Verschwörungstheorien und Lügen von Rechtspopulisten und Rechtsradikalen manipulieren und instrumentalisieren lässt. Wie vor 70 Jahren mit erprobten Mitteln: Angst, vor einer durch Nazipropaganda geschaffenen Bedrohung. Zu dieser Gesellschaft gehört inzwischen auch eine Bevölkerung die sich als “konservativ” bezeichnet, vorher etablierte Parteien wie die CDU/CSU wählte und heute AfD.
Eine der Ursachen für die Untätigkeit der Politiker, Behörden und des Justizsystems gegenüber rechtspopulistischen, rechtsradikale Strömungen und warum rechtsradikale Terroristen der NSU im Fall Zschäpe eine offensichtlich andere “Behandlung” erfahren als Linksterroristen, wie die die zur ehemaligen RAF gehörten. Im Hochsicherheitstrakt weggesperrt wurden, um ihr Gedankengut nicht verbreiten, andere zu infiltrieren und rekrutieren zu können.
Eine Gesellschaft die ein Rechtssystem als Druck und Einschüchterungsmittel einsetzt, um sich gegenseitig meist aus Missgunst und Neid zu denunzieren und anzuzeigen. Erneut nur an den eigenen Vorteil denkt und schnell wieder für eigenes Versagen und Fehlverhalten “Schuldige” – wie derzeit Flüchtlinge und Asylbewerber gefunden hat.
Seit über 40 Jahren organisieren sich Rechtsradikale in Deutschland und Europa. Nach der Wehrsportgruppe Hoffmann in den 70er Jahren, die Republikaner in den 80er und 90er Jahren (von ehemaligen Mitgliedern der CSU gegründet), die DVU- die 1998 mit 12,9% in Sachsen-Anhalt in den Landtag einzog und 2011 mit der rechtsextremen NPD fusionierte, war die NSU der Beginn einer neuen rechtsradikalen Terrorwelle in Deutschland. Es folgten Pegida, die AfD und ihre Mitläufer. Das Muster ist das immer das gleiche, wie in der dunklen Geschichte dieses Landes.
Wer ist Beate Zschäpe?
Vor Gericht schweigt Beate Zschäpe und gibt die Unschuldige und Unwissende. Mit gesenktem Blick, unauffällig, mit braver, biederer Kleidung und offenen Haaren.
Bei den Insassen und bestimmten Beamten sei sie sehr beliebt. “Sie fallen alle auf sie herein”, berichteten mir mehrer Insassen in Stadelheim. Bei der U-Haft ginge es auch um die Bewertung des Sozialverhaltens, das sich strafmildernd auswirken kann.
Am liebsten ginge Beate Zschäpe bei ihren Hofgängen in schwarz oder kakifarbener Kleidung, im “Military-Stil” mit schwarzen Schnürstiefeln im Militär Stil gekleidet und würde mit drogenabhängigen Jugendlichen, die sich ansonsten am Münchner Hauptbahnhof herumtreiben, Volleyball spielen. Um bei ihnen gut anzukommen, würde sie dann pink, Jeans und Turnschuhe tragen, berichtete eine andere Insassin.
Beate Zschäpe sitzt im dritten Stock in Stadelheim, von wo aus sie alle angrenzenden Gebäude, die wie ein Quadrat um den Innenhof angeordnet sind von oben überblicken kann. Ansonsten geniest sie in Untersuchungshaft alle und mehr Privilegien, als die anderen Insassen die bereits verurteilt sind.
Sie verfügt jeden Monat über 225.-€, zur “all inklusive” Versorgung, mit denen sie einkaufen kann. Den anderen schon verurteilten Insassen stehen 55.-€ und nach 6 Monaten 75.-€ zur Verfügung. Womit man einen Fernseher mieten, Radio und Kopfhörer, Drogerieartikel, Lebensmittel, Zigaretten und Tabak kaufen kann. Fast alles, was man draußen auch kaufen kann. Beate Zschäpe raucht drei verschiedene Marken, sogar Menthol. Die Zigaretten verteilt sie großzügig beim Hofgang. Neue Kleidung würde ihr von draußen ebenfalls mehrmals im Jahr geschickt.
Wie eine weitere Insassin berichtete, hätte Zschäpe, um Gespräche mit “besonderen Insassen” wie auch ihrer Nachbarin führen zu können, die “offene Türe” am Abend ab 21.00 Uhr beantragt und erhält ein Laptop.
Wer zahlt jeden Monat, seit fünf Jahren, auf ihr Konto bei der Justizkasse ein? Stattet sie mit neuer Kleidung aus? Wer bezahlt die Anwälte? Bei den Insassen ist dies kein Geheimnis “Die anderen Nazis”, berichten mir mehrere Insassen. Die drei Anwälte sind Pflichtverteidiger, die sie sich aussuchen könne, ihr zustehen würden und vom Staat bezahlt werden.
Bis heute würde Beate Zschäpe von ihrer besten Freundin einer Wirtschaftsanwältin, die ebenfalls in Stadelheim sitzt, beraten, auch dahingehend wie man die Justiz, durch schweigen, ausknocken könne, wie mir mehrere Insassen unabhängig voneinander berichten.
Eine Insassin die aus Aichach kam berichtete, dass ihr die Freundin von Zschäpe, die sich dort auf der Krankenstation befand, geraten habe sich an Beate Zschäpe zu wenden. Sie könne sie in und außerhalb von Stadelheim beschützen.
Beate Zschäpe hat in Stadelheim einen großen “Fanclub”.
Nur wenige Insassen gehen auf Distanz, meist Ausländer. Eine Deutsche mit Migrationshintergrund berichtete, dass sich bei einem Arztbesuch eine Schwarze neben Beate Zschäpe setzte, worauf sie angewidert den Blick abgewandt haben soll. Eine andere Insassin habe daraufhin eine Anspielung auf ihren Rassismus gemacht und Zschäpe gefragt, ob sie lieber “dunkle” oder “weiße” Schokolade essen würde. Zschäpe habe geantwortet, dass sie immer noch ausschließlich “weiße” Schokolade bevorzugen würde.
Beate Zschäpe gibt “Audienz”, als würde sie über eine neue Truppe von “Rekruten” bestimmen und lässt sich beim Hofgang wie ein “Star” feiern, der entsprechende Aufmerksamkeit durch die Medien bekommt. Daran änderte auch der Dreiteiler über Zschäpe und Dokumentationen, die von den Insassen im Fernsehen verfolgt wurden, nichts. Beate Zschäpe versteht es Menschen zu manipulieren, die ganz unten sind.
Bis jetzt kostete Beate Zschäpe den Steuerzahler, bei einem üblichen Tagessatz in den Justitzvollzugsanstalten von 140.-€ (mit Krankenversorgung 250-. €) 252.000.-,€. Hinzu kommen Gerichts- und Anwaltskosten, die bis zum 200. Verhandlungstag 30 Millionen € betrugen.
Ich begann die Berichte der Insassen zu überprüfen und beobachtete Zschäpe.
3. April 2016, 10.00 Uhr
Vergnügt und gut gelaunt geht Zschäpe beim Hofgang auf zwei Frauen zu, die sie offensichtlich gut kennt. Zschäpe “gestilt” im “Military-Look” mit kakifarbener, hüftlanger, taillierten, wattierten Jacke. Die Hose und Mütze ebenfalls kakifarben, mit schwarzen Stiefeln im Militär-Stil und schwarzen Handschuhen. Die Haare zu Zöpfen geflochten, die unter der Mütze heraus sehen. Mit ihrer Kleidung sticht Zschäpe unten den Insassen in Anstaltskleidung hervor.
Sie geht auf die zwei Frauen zu. Begrüßung, Küsschen und Umarmung, anschließend beginnen sie einige Runden zu drehen. Beate Zschäpe, dozierend, erklärend, mit entsprechenden Gesten untermauernd, erklärt den Frauen was die Justiz darf und was nicht, während sie unter meinem Fenster vorbei geht. Die beiden Frauen, eine blonde Frau, ebenfalls in zivil, die andere in Anstaltskleidung, mit denen sie ein paar Runden dreht, haben offensichtlich die Informationen die sie wollten und gehen weiter.
Dann gibt sie “Audienz”. Stellt sich breitbeinig vor acht Frauen die an einer Tischtennisplatte unter der Arkade im Hof stehen, die sie vorher ebenfalls mit Umarmung und Küsschen begrüßt und beginnt erneut wichtig, mit ihrem Vortrag. Den sie ebenfalls mit entsprechender Gestik untermauert. Die Frauen hören gebannt zu.
Beate Zschäpe ist selbstbewusst, fühlt sich über allem stehend, unantastbar, als gäbe sie “Sprechstunde”. Eine ältere Frau in Anstaltskleidung geht auf sie zu, dreht mit ihr ebenfalls ein paar Runden um Informationen zu bekommen. Nach einigen Runden mit ihr geht Zschäpe weiter, wieder unter die Arkade zurück und stellt sich breitbeinig vor vier weitere Frauen die auf einer Bank sitzen. Es folgt die übliche Begrüßung, mit Umarmung und Küsschen. Links und rechts neben der Bank stehen zwei weitere Frauen. Erneut beginnt Zschäpe gestikulierend und dozierend “Anweisungen” zu geben. Dann geht Zschäpe zu einer Tischtennisplattem an der zwei Frauen stehen, die Informationen über eine Insassin geben und auf die sie deuten. Zschäpe gibt Anweisungen und geht gestikulierend, an den wartenden Beamten die an der Türe stehen vorbei, nach innen. Der Hofgang ist zu Ende.
Am Abend ab 18.30 Uhr zeigt sich Zschäpe wie üblich am Fenster, um sich zunächst mit ihrer Nachbarin und anschließend, mit dem restlichen “Fanclub” in den anderen Gebäuden, lautstark über den Hof zu unterhalten und zu lachen, bis es dunkel wird. Es ist verboten sich über den Hof zu unterhalten und wird sanktioniert. Das Fenster muss dann bei den anderen Insassen, für einen oder mehrere Tage, geschlossenen bleiben. Nicht für Zschäpe!
4. April 2016, 10.00 Uhr
Beate Zschäpe diesmal im jugendlichen pink und rot gekleidet. Sie trägt ein ärmelloses rotes Top mit Spagetti-Trägern, 3/4 Jeans, rote Turnschuhe und eine pinkfarbene Windjacke. Wie immer gut gelaunt, geht sie zielstrebig auf eine Gruppe jüngere und ältere Frauen zu, die auf dem Boden in der Sonne sitzen. Man kennt sich. Es folgen die üblichen “Begrüßungsrituale”, es wird lautstark gelacht und großzügig Zigaretten verteilt. Ihre Haare sind zu einem Pferdeschwanz hoch gebunden. Sie setzt sich, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, dazu.
Nach einer viertel Stunde steht Zschäpe auf, geht zu einer anderen Gruppe, die aus 10 Frauen besteht und ebenfalls am Boden sitzen. Nach üblicher Begrüßung gibt sie gestikulierend “Anweisungen”. Die blonde Frau vom Tag davor geht auf Zschäpe zu, gibt zu erkennen, dass sie mit ihr sprechen möchte. Sie gehen unter die Arkade und setzen sich nach einer Umarmung auf eine Bank.
Die “Sprechstunde” ist nun in vollem Gange. Vorher geht Zschäpe noch zu der Gruppe der drogenabhängigen Jugendlichen, die sich ansonsten am Münchner Hauptbahnhof herum treiben sollen. Der Umgang mit Drogen und Alkoholabhängigen scheint ihr vertraut zu sein.
Gestikulierend, mit der blonden Frau auf der Bank sitzend, hält Zschäpe wieder einen “Vortrag”. Eine weitere Frau kommt dazu und stellt sich zuhörend davor. Während sie gestikuliert, steht Zschäpe auf und geht mit dieser Frau ein paar Runden. Die Frau geht nach ein paar Runden und den Informationen, die sie unübersehbar wollte, weiter.
Zschäpe geht wieder zu den 18 Frauen zurück und setzt sich zu ihnen auf den Boden in die Sonne. Eine schwarz haarige Frau in Anstaltskleidung geht auf Zschäpe zu. Sie steht auf, geht mit ihr ebenfalls ein paar Runden und verschwindet mit ihr im Gebäude. Der Hofgang ist beendet.
Am selben Abend – ein Tag vor dem nächsten Gerichtstermin.
Zschäpe sitzt, wie fast an jedem Abend, am Fenster und unterhält sich mit ihrer Nachbarin. Rechts von Zschäpe wohnt eine Ausländerin, die gegenüber Zschäpe distanziert sei und die Gespräche der beiden, bei geöffnetem Fenster, hören kann.
Zschäpe ist wie immer in bester Laune und beginnt sich mit den Insassen, in den anderen Gebäuden über den Hof, lautstark zu unterhalten. Inzwischen steht sie mit einem Schlafanzug am Fenster und beantwortet aus dem gegenüberliegenden Gebäude Fragen zu den Motiven die sich auf diesem befinden: “Herzen”, ruft sie lachend, mit entsprechender Gestik verdeutlichend, über den Innenhof. Die Stimmung in den angrenzenden vier Gebäuden und dem Hof ist inzwischen aufgeheizt, die Lautstärke nimmt zu. Kein Beamter weit und breit. Auf den Dächern, sind jeweils zwei Kameras installiert die auf die gegenüberliegenden Fensterfronten der Gebäude und den Innenhof gerichtet sind.
Im dritten Stock gegenüber von Beate Zschäpe befinden sich die drogenabhängigen Jugendlichen vom Münchner Hauptbahnhof, die ebenfalls zum “Fanclub” von Zschäpe gehören. Gezielt beginnen sie auf das Fenster im ersten Stock, hinter dem sich eine Ausländerin befindet die Zschäpe als Nazi bezeichnete und vor ihr ausspuckte, Wasser zu schütten. Tosender und lachender Beifall von Zschäpe und der restlichen “Fangemeinde” aus allen Gebäuden, die das Geschehen begeistert verfolgen. Applaus und Anfeuerungen zum nächsten Wasserschwall, aus dem gegenüberliegenden dritten Stock und dem restlichen “Fanclub” folgen. Zschäpe thront im dritten Stock und überblickt die Gebäude um ihre neuen “Rekruten” anzufeuern. Der nächste Wasserschwall folgt. Der schallende Applaus, das Gelächter, Bravo-Rufe von Zschäpe und die Anfeuerungen werden immer lauter. Zschäpe fordert lautstark dazu auf, nun heißes Wasser nach unten zu schütten und wird prompt ausgeführt. Erneut Bravo-Rufe! Nun werden Zucker, Mehl und Wasser aus der Toilette auf das Fenster nach unten geschüttet. Immer wieder Bravo-Rufe, Applaus und Anfeuerungen zur nächsten Attacke, die inzwischen über eine Stunde dauern. Kein Beamter weit und breit.
Das Verhalten der Beteiligten erinnert an einen Mob, der sich zur Lynchjustiz oder anderen Straftaten zur Gewalt auffordern und anfeuern lässt.
Beate Zschäpe gelang es mühelos ihre neuen “Rekruten” über anderthalb Stunden anzufeuern und dazu zu bringen die geplanten Attacken, gegen die Deutsche mit Migrationshintergrund ohne Widerstand, auszuführen. Sie habe sie als Nazi bezeichnet und vor ihr ausspuckt, wie sie mir berichtete. Das geistige Niveau wie auch das der Beate Zschäpe ist nicht sehr hoch. Sie versteht es vielmehr, perfide und durchtrieben, Menschen zu manipulieren.
Ich kann mir nun vorstellen, wie einfach es gewesen sein könnte, ihre zwei männlichen Mittäter zu instrumentalisieren, zu instruieren, bei “Laune” zu halten, zu manipulieren und anzufeuern, um das zu tun was geschehen ist – 10 Menschen zu töten.
Erinnert mich an die anderen Frauen aus dem braunen Lager, die in den letzten Monaten über Provokationen polarisierten, um als Partei die Aufmerksamkeit der Medien zu bekommen und anschließend mit primitiver, durchschaubarer Propaganda Menschenmassen manipulierten. Braune Rattenfänger, denen es bis heute mühelos gelingt, sozial Schwache, Missgünstige und Frustrierte mit geringer Bildung, als Täter und Mitläufer zu gewinnen.
Dann nach 1, 5 Stunden wurde die Attacke beendet. Eine Ausländerin hatte den SOS-Knopf gedrückt. Es dauerte danach noch einmal eine halbe Stunde, bis Beamte aktiv wurden. Man hätte das Signal nicht zuordnen können, war die Begründung der Beamten für das späte Erscheinen. Einen Abend vor dem nächsten Gerichtstermin der Beate Zschäpe.
Mit gleichen Methoden rekrutierten die Nazis, ehemalige Hausmeister zur SS, wie auch die ISIS sozial Schwache ohne Perspektive rekrutieren.
5. April 2016
Gegen 10.00 Uhr ist Beate Zschäpe von ihrem Gerichtstermin zurück und steht am Fenster, um auf das Geschehen im Hof zu sehen. Die Haare wieder zu einem Pferdeschwanz hochgebunden. Die brave und biedere Kleidung, die sie wie üblich bei den Gerichtsterminen trägt, abgelegt, steht sie beobachtend am Fenster um sich zu zeigen. Sie trägt inzwischen ein schwarz-weißes T-Shirt.
Am Nachmittag gegen 15.00 Uhr erscheint Beate Zschäpe im Hof, um mit den Insassen die in Stadelheim arbeiten Volleyball zu spielen. Dieses zusätzliche Privileg, zu dem üblichen Hofgang sei ihr richterlich genehmigt worden. Sie trägt ein ärmelloses pinkfarbenes Top mit Spagetti-Trägern, eine hellrosa Jogginghose und pinkfarbene Turnschuhe. Zschäpe hat eine blasse, fahle Haut und ist nicht muskulös. Sie versucht auch beim Volleyball die Kontrolle, den Überblick zu behalten, tonangebend zu sein und gibt sich als “Teamplayer”. Zschäpe ist zwar ehrgeizig, aber eine mittelmäßige Volleyballspielerin, die ihre Schwächen, wie ihre mangelnde körperliche Stärke, mäßige Beinarbeit und eine eher schlechte Kondition, mit Taktik und Treffern versucht auszugleichen, wofür sie sehr viel Kraft benötigt. Niederlagen überspielt sie mit vorgespieltem “Teamgeist”. Bei diesem Spiel wird ihre eigentliche Farblosigkeit, ohne schwarze Kleidung im “Military-Look” und schwarzen Stiefeln, sichtbar und deutlich. Sie gleicht einer kleinen grauen Durchschnitts-”Maus”, ohne Persönlichkeit, die alles tun würde um Bestätigung für ihr kleines Ego zu bekommen.
Wie üblich sitzt Zschäpe am Abend wieder am Fenster, um sich mit ihrer Nachbarin zu unterhalten. Sanktionen nach der Attacke vom Vortag gab es keine. Im Gegenteil, sie führte ihre lautstarke Unterhaltung, wie üblich mit ihrer “Fangemeinde” ohne Intervention der Beamten oder der Anstaltsleitung.
6. April 2016
Ich bin aufgeflogen. Offenbar wurde auch von Zschäpe registriert, dass ich beobachte, aufzeichne, protokolliere und weiter geleitet. Ich wurde für die restlichen Tage, bis ich die deutsche Justitzvollzugsanstalt als unbescholtene Journalistin verließ, auf die gegenüberliegende Seite verlegt, damit ich nicht mehr das Fenster der Beate Zschäpe sehen kann. Was mich aber nicht davon abhielt weiter zu recherchieren und mit den Insassen zu sprechen. Es hatte sich herum gesprochen, dass ich Journalistin bin. Die Insassen die das perfide Spiel der Beate Zschäpe durchschaut hatten, besuchten und informierten mich. Ich arbeitete, schrieb und schrieb und die Zeit wurde knapp. Hinter die Kulissen des deutschen Justizsystems zu sehen, war erschütternd.
Da war sie die ziegelrote Mauer mit den beiden Fenstern im ersten Stock des gegenüberliegenden Gebäudes. Weiss verschmierte unübersehbare große Flecken mit verschmierten und blinden Fenstern, nach den Attacken gegen eine Deutsche mit Migrationshintergrund – die über anderthalb Stunden anhielten.
Dann kam mein Anwalt, dem ich Abschriften meiner Aufzeichnungen übergab. Während des Gesprächs mit ihm wurden in meiner Abwesenheit meine Roh-Aufzeichnungen gelesen.
Beate Zschäpe gehört auch zu den wenigen Insassen in Untersuchungshaft, der mit richterlicher Genehmigung ein Laptop zur Verfügung gestellt wird, damit sie sich auf den Prozess vorbereiten könne.
Auf die Frage einer Insassin warum sie eigentlich immer so gut gelaunt sei, habe sie geantwortet: Was solle ihr schon passieren? Wenn sie zu einer längeren Haftstrafe verurteilt werden sollte, dann würde sie sich eben nach Chemnitz verlegen lassen. Dort befindet sich der größte “Fanclub” der Beate Zschäpe in Deutschland.
Beim Verlassen der Anstalt, wenige Tage später, wollte man mir meine Aufzeichnungen nicht aushändigen. Anweisung von “oben”. Ich sei nicht die erste Journalistin die dies versucht hätte. Es seien schon viele Kollegen von anderen Zeitungen da gewesen. Meine Aufzeichnungen würden gegen die Persönlichkeitsrechte und das Datenschutzgesetz verstoßen. Ich wies darauf hin, dass Beate Zschäpe eine öffentliche Person ist und meine Aufzeichnungen, meine Beobachtungen und Recherchen sind.
Den Informanten Quellenschutz garantiert ist und namentlich nicht erwähnt werden. Wiederholt musste ich auf die Pressefreiheit und meinen Anwalt hinweisen, wurden. Dann wurden mir die Aufzeichnungen ausgehändigt, nachdem auf über 40 Seiten der Name von Beate Zschäpe geschwärzt wurde.
Am 11. April gab der bayerische Innenminister bekannt, dass sich, laut eines Berichts des Verfassungsschutz, auch rechtsradikale Gruppierungen immer mehr radikalisieren würden.
Die Mehrzahl der Anschläge auf Asylbewerberheime sind auch in Bayern, bis heute nicht geklärt.
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Gründerin von Hounds & People.
Siehe auch: Interview beim BR – Zündfunk ab der 35. Minute und Berichterstattung bei der Wochenzeitung “Die Zeit”.
Foto: screenshot youtube
Inzwischen wundert man sich in diesem Land ueber nichts mehr. Es ist allerdings bemerkenswert, fuer wie bloed Politiker, Behoerden und die Mainstream-Medien die Bevoelkerung halten. Wenn dann die Waehler zu Rechtspopulisten abwandern oder niemand mehr der Mainstream-Presse glaubt und lesen moechte, ist das Geschrei gross. Man fragt sich wie gross der Horizont solcher Leute ist und ob dieser bei den Politikern vielleicht wenn ueberhaupt bis zur nachsten Wahl reicht, um die Bevoelkerung anschliessend wieder als “Volksvertreter” zu vergessen.
@Maximilian Braun: Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Aber typisch für Deutschland. Jeder der den Verlauf der NSU Prozesse verfolgte und beobachtete, wird sich durch diesen Artikel bestätigt fühlen. Man kann sich inzwischen nur noch wundern, warum dies nur wenige Journalisten und aufmerksame Bürger wahrnehmen.
Danke für diese hervorragende Recherche, diesen Artikel und das unglaubliche Engagement dieser Journalistin. Eine Seltenheit in Deutschland, die nicht nur großen Respekt, sondern auch besondere Anerkennung verdient. In Deutschland gibt es leider keine Preise die herausragende Leistungen, wie die dieser Journalistin auszuzeichnen.
Das Interview des BR Zündfunk ist ein Lichtblick einer inzwischen verkommenen deutschen Presse ohne Ethik und Professionalität. Ich lebe in den USA. Dort wäre diese Journalistin eine Heldin, weil sie sich für die Gesellschaft und gegen Missstände, wie Faschismus und rechtsradikale Strömungen, unermüdlich einsetzt. Deutschland ist kein Land in dem besondere Leistungen und Fähigkeiten anerkannt und gefördert werden, sondern Missgunst und Neid. Ein Grund warum die Besten das Land verlassen und wie ich ebenfalls dort hingehen, wo diese geschätzt, respektiert und gefördert werden. Der Großvater hatte recht!
@Michael Schmid: Das stellte ich auch fest. Bild! Guter Vergleich mit Dieter Bohlen. Ich wollte dort auf diesen Artikel hinweisen. Mein Kommentar, eine Zeile und ein Link zu diesem Artikel wurde nicht veröffentlicht. Ich hätte gegen die Nettiquette verstoßen?? Sehr merkwürdig?? Ich habe den Eindruck es geht dort um das Gleiche wie bei der Bild.:-) Erschreckend, das war mal eine gute Zeitung. Jetzt genau so glaubwürdig, wie wenn man mit der Bild gegen Nazis vorzugehen wollte.
Ich bin aber davon überzeugt, dass dieser Artikel etwas bewirken wird. Die Kompetenz der Mut und dieses unglaubliche Engagement beobachte ich hier seit 5 Jahren und verdient nicht nur Respekt, sondern auch Hochachtung. Dieses Magazin veränderte und bewirkte sehr viel. Lese ich besonders gerne wenn ich mit dem Schiff draußen bin. Nochmal Chapeau!!
Ich lese Hounds & People schon lange und gerne. Vor allem weil man hier noch Journalismus findet wie er sein sollte. Gerade las ich das Interview bei der Mainstream Presse. Ich stellte keinen Unterschied zu der Zeitung mit den vier Buchstaben fest. Das Interviewe liest sich wie Dieter Bohlen auf gleichem Niveau. Ich war entsetzt und werde diese Zeitung künftig nicht mehr kaufen noch lesen.
Vor allem wenn man im Vergleich die Tatsachen und Hintergründe hier liest. Ob das eine gute Idee war sich an diese Zeitung zu wenden? Wenn es stimmt was die das schreiben. Nachdem ich dies hier las habe ich meine Zweifel. Die Mainstream-Presse sollte man inzwischen wirklich meiden.
Chapeau!! Hervorragende Arbeit! Dieser Artikel sollte Pflicht werden. Beschämend für die restliche Presse der reichen Verlage in Deutschland. Die zu so einer Recherche und einem solchen Artikel offenbar nicht in der Lage sind.