Prof. Borwin Bandelow (Stellv. Direktor Klinik für Psychiatrie der Universitätsmedizin Göttingen) über die Folgen der Terroranschläge in Brüssel, die psychologischen Auswirkungen der Attacken auf das gesellschaftliche Zusammenleben und wie bestimmte Menschen zu Terroristen werden.
Prof. Bandelow beschäftigt sich als Psychiater seit Jahrzehnten mit Angstforschung.
Die statistische Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Terroranschlags zu werden, würde völlig überzogen dargestellt. Andere Gefahren die uns täglich beschäftigen, darüber würden sich keine Gedanken gemacht.
Jedes Jahr würden 3000 Menschen im Straßenverkehr sterben, trotzdem würde niemand darüber nachdenken, wenn er sich in das Auto oder sich auf das Fahrrad setzt. An Herz-Kreislauferkrankungen sterben 43 % der Deutschen, worüber sich ebenfalls niemand Gedanken machen würde oder an die 9ooo Haushaltsunfällen die jedes Jahr stattfinden, so Bandelow.
Terroristen hätten das Ziel die Gesellschaft zu lähmen. Was ihnen natürlich wie auch in den USA nicht gelingt.
Terrorist zu sein bedeutet, dass bestimmte intelligente Hirnfunktionen ausgesetzt seien und diese nur aus dem Bauch und Fanatismus heraus agieren würden.
Terroristen hätten häufig bereits vorher ein Problem gehabt. Wie auch die beiden Brüder die in Bruessel beteiligt waren, Kriminelle waren und bereits früher gegen die Gesellschaft, nicht nur gegen die westliche Gesellschaft, sondern auch in ihrer eigenen muslimischen Gesellschaft nicht unbedingt geduldet waren.
Charismatische Hassprediger würden bei solchen Menschen eine Art Gehirnwäsche vornehmen und durch religiösen Fanatismus, die Menschen so umzupolen, dass ihnen ein strukturiertes Denken nicht mehr möglich sei.
Wenn eine solche antisoziale Persönlichkeit, wie bei bestimmten Kriminellen, mit religiösen Fanatismus gehirngewaschen würde, dann ergäbe dies eine explosive Mischung, wie die, die wir von Terroristen kennen.
Man könne diese Menschen nicht einfach überzeugen oder umpolen. Dies sei nicht möglich, nachdem sich dies in einem Teil des Gehirns abspielen würde, der einfach strukturiert, aber so übermächtig ist, dass das vernünftige, intelligente Gehirn aussetzen würde.
Zum Thema Terroristen sagt Prof. Bandelow: “Die Psychotherapie hat auch ihre Grenze. Da ist die Grenze eindeutig erreicht. Ich würde es niemals wagen mit einem Terroristen eine Psychotherapie zu machen. Das wäre etwas naiv wenn wir denken, dass wir da eine Umpolung erreichen.”
Terroristen würden die Anschläge ausführen um Aufmerksamkeit zu bekommen, gleich mit welchen Mitteln. Es bestünde die Gefahr, dass besonders gefährdete junge Menschen die außerhalb der Gesellschaft stehen, sich durch die Anschläge animiert fühlen und sich von religiösen Fanatikern umpolen lassen, um ebenfalls eine solche Aufmerksamkeit als Terrorist zu bekommen.
Das gleiche Verhaltensmuster trifft auch für Rechtsradikale mit einer bestimmten Gesinnung, Ideologie und Fanatismus, zu, die ebenfalls Angst und Schrecken verbreiten wollen und dafür Tote in kauf nehmen. Nur wenige von den Attentätern die Anschläge auf Asylbewerberheime verüben, seien keine Neonazis. Einige von ihnen seien Serienbrandstifter und psychisch krank.
Bei der Mehrzahl der bekannten Verdächtigen sei laut Zeit online bekannt, dass sie rechte Ideologien und Kontakte pflegen würden, obwohl sie in der Statistik als unbescholtene Bürger gelten.
Wie Sie mit der Angst umgehen lernen: ZDF-Nach-Brüssel:-Leben-mit-der-Angst