Michelle Obama reagierte am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Manchester, New Hampshire, mit ihrer Rede auf die diskriminierenden, sexistischen und obszönen Äußerungen des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gegenüber Frauen und die aktuellen Enthüllungen.
Wie sehr Michelle Obama die abfälligen und herabwürdigenden Äußerungen von Donald Trump betroffen machten und verletzten, ist in ihrer Rede unten unüberhörbar. ”Keine Frau hat es verdient, so behandelt zu werden – überhaupt niemand von uns hat das verdient.”
“Es reicht”, sagte Michelle Obama in ihrer Rede. “Anständige Menschen benehmen sich nicht so und bestimmt nicht jemand, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will”.
In einem Artikel der New York Times warfen zwei Frauen Donald Trump sexuelle Belästigung vor. Anschließend meldeten sich weitere Frauen die ihm sexuelle Übergriffe vorwerfen. Zu diesen Frauen gehört auch eine Journalistin des “People”-Magazin, die vor einem Interview mit Trump ebenfalls von ihm belästigt worden sein soll.
“The Hollywood Reporter” veröffentlichte ein nie ausgestrahltes ABC-Interview aus dem Jahr 1994, indem das Verständnis von Trump über eine “intakte” Ehe verdeutlicht wird. In diesem Interview empfahl er Freunden, die ihre Frauen “großartig” behandeln, ihre Frauen vielmehr wie Müll zu behandeln und grober zu sein. Dies würde bewirken eine “völlig andere Beziehung” zu führen.
Worauf Michelle Obama in ihrer Rede ebenfalls einging. ”Keine Frau hat es verdient, so behandelt zu werden – überhaupt niemand von uns hat das verdient.”
Anlass für die Rede von Michelle Obama sei ein Video von 2005 gewesen, indem Donald Trump mit sexuellen Übergriffen geprahlt habe: “Dies hat mich bis ins Innerste erschüttert, auf eine Art und Weise, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können”.
Mit ihrer Rede rief Michelle Obama die Wähler, und Frauen dazu auf sich sexueller Gewalt zur Wehr zu setzen, aufzustehen und zu sagen: ‘”Genug ist genug!’”
Jeder der Trump wählen würde, zeige seinen Kindern, dass ein solches Verhalten akzeptabel sei: „Wir sagen unseren Söhnen, dass es okay ist Frauen zu erniedrigen. Wir sagen unseren Töchtern, dass sie es verdienen, so behandelt zu werden. Wir sagen all unseren Kindern, dass Bigotterie und Mobbing beim Präsidenten ihres Landes akzeptabel sind.“
Im Anschluss ein Auszug aus der emotionalen und persönlich betroffenen Rede von Michelle Obama, mit der sie in die amerikanische Geschichte eingehen wird.
Astrid Ebenhoch ist Journalistin und Gründerin von Hounds & People
Michelle Obama: “Tatsache ist, dass wir bei diesem Wahlkampf einen Präsidentschaftskandidaten haben, der im Laufe seines Lebens und in diesem Wahlkampf Dinge über Frauen sagte, die so schockierend sind, so erniedrigend, dass ich davon heute hier nichts wiederholen werde.
Vergangene Woche haben wir diesem Kandidaten zugesehen, wie er damit prahlt Frauen sexuell zu nötigen. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich jetzt sagen muss, dass ein Präsidentschaftskandidat mit sexueller Nötigung gegenüber Frauen prahlte.
Ich kann nicht aufhören, daran zu denken. Es erschütterte mich im Innersten. In einer Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Wenn ich so tun würde, als wäre nichts passiert und meine normale Wahlkampfrede halten würde, wäre es unaufrichtig und unangemessen einfach weiterzumachen – als sei all dies nur ein schlechter Traum.
Dies können wir nicht ignorieren. Das können wir nicht einfach unter den Teppich kehren, wie irgendeine weitere störende Fußnote in einer traurigen Wahlkampfperiode. Weil dies nicht nur eine “obszöne Unterhaltung” war. Dies war nicht nur ein “Geplänkel in der Umkleidekabine”.
Das war ein mächtiger Mann, der frei und offen im Fernsehen über strafrechtlich sexuelles Verhalten sprach und tatsächlich damit prahlte Frauen zu küssen und zu begrabschen, und dabei eine Sprache verwendete, die so obszön war, dass viele von uns Angst um ihre Kinder hatten, sie könnten dies hören, wenn sie den Fernseher einschalten.
Und was das ganze noch schlimmer macht, es sieht so aus als sei das nicht der einzige Vorfall gewesen, sondern einer von unzähligen Beispielen, wie er Frauen sein Leben lang behandelt hat. Ich habe mir das alles angehört. Und es trifft mich persönlich. Ich bin sicher, dass es vielen von Ihnen auch so geht, vor allem Frauen.
Die beschämenden Kommentare über unseren Körper. Die Respektlosigkeit vor unserem Ehrgeiz und Intelligenz. Die Überzeugung, mit Frauen alles machen zu können. Das ist grausam. Das ist beängstigend.
Und um die Wahrheit zu sagen: Es tut weh. Es tut weh. Das ist nicht normal. Es ist wie dieses erdrückende Gefühl, wenn man in Gedanken eine Straße hinuntergeht und irgendein Typ ruft dir Obszönitäten über deinen Körper hinterher. Oder wenn sich ein Typ während der Arbeit zu nah hinstellt, zu lange hinstarrt und du dich in deiner Haut unwohl fühlst.
Dies ist das Gefühl von Angst und Verletzung, das zu viele Frauen erlebten, nachdem sie von jemanden angegrapscht wurden, der sich ihnen aufgedrängte, während sie nein sagten und dies einfach ignoriert wurde. Es ist das was jeden Tag an Colleges und zahllosen anderen Orten passiert, von dem wir alle wissen. Es erinnert an die Erzählungen unserer Mütter und Großmütter. Daran was der Chef früher in seinem Büro alles zu Frauen sagen und mit ihnen machen konnte. Wie hart sie arbeiten, jedes Hindernis überwinden mussten, um sich zu beweisen und es nie genug war.
Dachten wir nicht alle, dies wäre Geschichte? Über viele Jahre haben unzählige Frauen dafür gekämpft, dass diese Art von Gewalt, Missbrauch und Respektlosigkeit aufhören und ein Ende findet.
Nun schreiben wir das Jahr 2016 und hören aber Tag für Tag in diesem Wahlkampf genau davon. Wir ertrinken geradezu darin. Also tun wir Frauen das, was wir schon immer getan haben: Wir halten den Kopf über Wasser, versuchen es durchzustehen und lassen nicht anmerken wie sehr es uns quält. Wir wollen nicht zeigen, was es bei uns anrichtet, wir wollen nicht schwach sein.
Vielleicht haben wir Angst davor, verletzlich zu wirken. Vielleicht haben wir uns einfach daran gewöhnt, unsere Gefühle hinunterzuschlucken. Still zu halten, so zu tun, als ob es uns nichts ausmacht. Vielleicht aber wollen wir einfach nicht wahrhaben, dass es auch noch heute Menschen gibt, die Frauen so gering schätzen. Zu viele gehen damit um, als sei es eine Schlagzeile von vielen, als sei unsere Empörung nicht berechtigt, als sei dies alles normal – als gehöre all das zur Politik.
Aber das ist nicht normal, dies gehört nicht in die Politik. Das ist eine Schande. Und darf nicht toleriert werden.
Es spielt keine Rolle welcher Partei man angehört, Demokraten, Republikaner Unabhängige. Keine Frau hat es verdient, so behandelt zu werden. Niemand von uns hat diese Art des Missbrauchs verdient.
Es ist gerade Wahlkampf. Aber hier geht es nicht mehr um Politik. Hier geht es grundsätzlich um menschlichen Anstand. Es geht um richtig oder falsch.
Die Männer, die Sie und ich kennen, gehen nicht so mit Frauen um. Die Männer, die Sie und ich kennen, sind Väter die ihre Töchter lieben. Männer, die allein an den Gedanken, dass jemand auf diese abscheuliche Art und Weise mit ihren Töchtern redet, angewidert sind. Es sind Ehemänner, Brüder und Söhne, die nicht akzeptieren, dass Frauen respektlos behandelt und erniedrigt werden. Ebenso wie wir haben diese Männer Angst davor, was diese Präsidentschaftswahl mit unseren Jungs macht.
Wir sollten uns darüber sehr klar sein. Starke Männer – Männer, die wirklich Vorbilder sind – müssen Frauen nicht erniedrigen, um sich mächtig zu fühlen.
Menschen, die wirklich stark sind, bauen andere auf. Menschen, die wirklich mächtig sind, bringen andere zusammen. Und das ist es, was wir bei unserem nächsten Präsidenten brauchen.
Wir brauchen jemanden, der die Kraft besitzt um in diesem Land zu vereinen. Wir brauchen jemanden, der die Wunden heilen kann die uns trennen. Jemanden, der sich um uns und unsere Kinder wirklich kümmert. Jemand mit Kraft und Mitgefühl, der dieses Land voranbringt.”