340.000 Jäger töten jährlich fünf Millionen Wildtiere: Hasen, Rehe, Hirsche, Wildschweine, Marder, Dachse. Dabei werden mehr als hunderttausend Katzen und mehrere tausend Hunde angeschossen oder getötet, so der Deutsche Tierschutzbund. Selbst in Naturschutzgebieten, Naturparks, und Biosphärenreservaten darf gejagt werden.
Warum dürfen sie das?
Im Naturschutzgesetz steht: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen.“
Für die Jäger gilt das nicht. Die Jagd ist schließlich ein Kulturgut. Der größtmögliche Schaden, der den Tieren zugefügt wird, ist der Tod. Da nach Angaben der Jäger fast jeder Schuss trifft, leiden die Tiere auch nicht. Es geht den Jägern auch überhaupt nicht darum, möglichst viele Tiere zu erlegen, sondern um Trophäen. Bei Rehen und Hirschen sind es die Geweihe, bei Wildschweinen die großen Eckzähne. Ohne Jagd sagen die Jäger, nähmen die Wildtiere überhand. Und ein bisschen Freude dürfen die Jäger auch dabei haben. Einigen geht um mehr als Freude, wie Fritz von Forell. Er schreibt in seinem Buch „Sie jagen 1000 Jahre schon“ (Hannover 1964):
… zur reinen Freude an der Jagd ist die Notwedigkeit getreten, sie als Jungbrunnen, als Mittel zur Erholung zu betrachten. (…) Uns Jägern erscheint heute die Jagd als tief Erregendes, innerlich Packendes, als Teil unseres Seins, als Weg nicht nur zur Freude und Erholung, sondern mehr zur Selbstbesinnung, Höherentwicklung, Vervollkommnung, zur Steigerung unserer seelischen und charakterlichen Kräfte. (…)
Sie macht uns sogar zu einem besseren Menschen, wenn wir sie recht verstehen. Daran ändert nicht die Tatsache, dass wir töten. Wir tun es mit Überlegung, ja mit Widerwillen. Wir müssen es tun, denn das Erlegen ist ein Wesensteil des Jagens. Ja, wenn da so ist. Der Autor und Jäger Paul Müller (Die Zukunft der Jagd & die Jäger der Zukunft, Melsungen 2009) hat eine etwas andere Sicht der Dinge. Er spricht von der “Jagdpassion und der tiefen Liebe zur Natur”. Er teilt seinen Lesern mit, was die Jagd für ihn bedeutet:
“Jagd ist auch wildes, blutvolles Vorwärtsstürmen, Tasten unserer abgestumpften Sinne an sinnenscharfem Wild, ist ständiger Kampf zwischen Leidenschaft und Vernunft, altes Primatenerbe, ist Suche, manchmal auch Sucht nach Abenteuern in den letzten Wildnissen dieser Erde.”
Müller ist immerhin ehrlich. Er schreibt, dass er die Tiere liebt und gesteht freimütig seine Lust zu töten ein: “Der Tötungsakt löst einen Kick beim Jäger aus, der ihn erzittern lässt.” In diesem Punkt stimmen ihm alle Jagdgegner uneingeschränkt zu.
Was spricht für die Jagd?
Gibt es denn bei den Jägern keine rationalen Argumente, um die Jagd zu rechtfertigen? Gewiss. Jäger sind davon überzeugt, dass ohne Jagd die Wildtiere überhand nehmen. Die Jagd verhindere Wildschäden. Sie nennen das Wildverbiss. Das trifft zu allererst die Holzproduzenten. Doch nicht für alle Baumarten sei Wildverbiss ein Problem, meint der Jagdgegner Karl-Heinz Loske in seinem Buch (siehe Literatur): „Gerade die heute in Mitteleuropa häufigste Baumart, die Rotbuche, toleriert Wildverbiss insgesamt sehr gut. Aufgrund ihrer wechselständigen Knospen wächst sie auch nach dem Verbiss grade weiter.
Eine Umweltorganisation verliert ihre Glaubwürdigkeit
Die Umweltorganisation Greenpeace, die sich bisher nur mit Aktionen gegen die Jagd von Robben und Wale engagiert hat, plädiert für eine Jagdwende. Im Greenpeace-Magazib 5.98 heißt es: Eine Jagdwende tut bitter not. Forstwissenschaftler befürchten, dass der hohe Wildbestand die Vielfalt der Wälder gefährdet. Denn für Rehe sind forstlich wertvolle Baumarten wie Esche, Ahorn und Tanne ein wahrer Leckerbissen. Fichten dagegen Magerkost. Experten schätzen die jährlichen Schäden durch Verbiss auf mindestens 300 Millionen Mark.
Werbung für Wildbret
Im Greenpeace-Magazin 6.11 ist zu lesen: Sie wollen Fleisch von glücklichen Tieren? Es soll bio sein, regional erzeugt und auch noch klimaneutral? Kein Problem – essen Sie Wildbret!
In ihrem Magazin 5.12 warnt Greenpeace vor dem Verzehr von Wildfleisch, weil durch die Jagdmunition jährlich mehrere Tausend Tonnen Blei im Wildbret landet.
Das ist Greenpeace wie es singt und lacht!
Man fragt sich, warum ausgerechnet Greenpeace sich für die ökologische Jagd stark macht. Man ist gegen das Abschlachten von Robben und Walen, hat aber keine Gewissensbisse, wenn es um heimische Wildtiere geht.
Trophäenjagd ade?
Es gibt nach wie vor die Trophäenjagd. Allmählich ändert sich etwas, was unter „ökologischer Jagd“ läuft. Beispiel: In Nordrhein-Westfalen hat man 2015 das Jagdgesetz geändert. Man spricht jetzt vom „ökologischen Jagdgesetz“.
Die wichtigsten Änderungen:
- Es ist nur noch bleifreie Munition erlaubt (Übergangsfrist)
- Baujagd auf Füchse und Dachse verboten
- Das Töten von Katzen ist für Jäger verboten
Ergebnis: Das Jagdrecht sei jetzt nach Tierschutzkriterien ausgerichtet, um den Wald vor zu hohen Wildbeständen zu schützen.
Dieses Ziel kommt den Jägern sehr entgegen, fordert jedoch zum Widerspruch heraus. Hier ein Auszug eines Interview mit Professor Carlo Consiglio von der Europeon Federation Against Hunting, abgedruckt in Der Lust-Töter, Kornwestheim 2008.
Frage: Ist die Natur auch in unserer Kulturlandschaft in der Lage, sich selbst zu regulieren?
Carlo Consiglio: Ja, alle natürlichen Tierpopulationen besitzen homöostatische Mechanismen, durch welche ihre Größe auf ein Niveau eingestellt wird, das an den verfügbaren Ressourcen angepasst ist. Dieses Niveau heißt „carrying capacity“.
Sinkt die Größe der Population, so nimmt die Geburtenziffer zu und die Sterblichkeit ab, so dass diese Größe wieder nach dem vorigen natürlichen Wert strebt. Das Gegenteil geschieht, wenn die Population die carrying capacity überschreitet: Die Geburtenzahl wird reduziert, die Sterblichkeit nimmt zu. Diese Selbstregulierung wirkt auch auf unsere Kulturlandschaft, so dass sie keine Verminderung durch die Jagd brauchen.
Tiere sind rechtlos
Der Philosoph Arthur Schopenhauer – Mitbegründer des ersten Tierschutzvereins in Frankfurt – beklagte schon vor einhundertfünfzig Jahren, dass Tiere keine Rechte haben.
Er führt diesen Mangel auf das Dogma von der gänzlichen Verschiedenheit von Mensch und Tier zurück, das dem Schöpfungsritus des Alten Testaments entstammt und vom Christentum übernommen wurde. Der Grundfehler resultiere aus der Schöpfungsgeschichte, in der Tiere wie Sachen behandelt werden „und ohne alle Empfehlung zu guter Behandlung“.
In der Schöpfungsgeschichte, 1. Buch Moses, heißt es: Und Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, das sich regt auf der Erde!
Das Christentum, so Schopenhauer, habe diese Vorstellungen übernommen und damit die gesamte Tierwelt rechtlos gemacht.
Hat sich an der Rechtlosigkeit etwas geändert?
Der Artikel 1 unserer Verfassung beginnt mit dem Satz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Es ist nur die Rede vom Menschen, nicht vom Tier.
Nach Paragraf 1 Tierschutzgesetz ist ein Tier ein „Mitgeschöpf“ und der Mensch habe Verantwortung für das Tier und das „Leben und Wohlbefinden“ zu schützen.
Und ohne „vernünftigen Grund“ darf man einem Tier kein Leid zufügen. Dem Hirsch fügt der Jäger mit einem Schuss großes Leid zu, indem er ihn verletzt, um ihn dann den großmöglichsten Schaden zuzufügen, indem er ihn tötet. Es gehört sehr viel Phantasie dazu, das Freizeit-Vergnügen von Hobby-Jägern als einen vernünftigen Grund zu bezeichnen. Wir brauchen das Fleisch nicht, um zu überleben und das
Geweih des Hirschen als Trophäe schon gar nicht.
Für eine Welt ohne Jagd
Es gibt Gebiete, wo es keine Jagd gibt und auch keine Probleme. Zum Beispiel ist im Kanton Genf in der Schweiz das Jagen per Volksentscheid abgeschafft. Oder in großen Nationalparks wie in Italien und der Schweiz ist die Jagd nicht erlaubt.
PETA ist gegen die Jagd
Bei aller Kritik setzt sich der Deutsche Tierschutzbund lediglich für eine Novellierung des Tierschutzgesetzes ein. Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland (People for the Ethical Treatment of Animals) ist eine Tochter von PETA USA und setzt sich engagiert gegen die Jagd ein.
Schluss mit Märchen und Stammtischparolen!
Aktuellen wissenschaftlichen Studien und Stellungnahmen renommierter Wildbiologen zufolge ist die Jagd unnötig und sogar kontraproduktiv. Dennoch werden allein in Deutschland jährlich mehr als fünf Millionen Wildtiere, überwiegend von Hobbyjägern, getötet. (1). Die Jägerschaft versucht, ihr blutiges Hobby mit Unwahrheiten und Stammtischparolen zu rechtfertigen, doch PETA deckt die 10 größten Jagdmythen auf. Circa 500.000 Füchse werden jedes Jahr grundlos von Jägern getötet.
Aktuellen wissenschaftlichen Studien und Stellungnahmen renommierter Wildbiologen zufolge ist die Jagd unnötig und sogar kontraproduktiv. Dennoch werden allein in Deutschland jährlich mehr als fünf Millionen Wildtiere, überwiegend von Hobbyjägern, getötet. Die Jägerschaft versucht, ihr blutiges Hobby mit Unwahrheiten und Stammtischparolen zu rechtfertigen, doch PETA deckt die 10 größten Jagdmythen auf. Circa 500.000 Füchse werden jedes Jahr grundlos von Jägern getötet.
Hier weiterlesen:
www.peta.de/jagdirrtuemer#.VsOeN-bIPCY
Literaturempfehlung
(1) Hilal Sezgin: Artgerecht ist nur die Freiheit: Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen, München 2014
(2) Karl-Heinz Loske: Von der Jag und den Jägern – Bruder Tier und sein Recht zu leben, Münster 2006
(3) Jakob Kurz: Schwarzbuch der Jagd – Der Grünrock – Herr in Wald und Flur, BoD 2004, ISBN 978 383 334 14862
(4) Broschüre „Der Lusttöter“ zum Herunterladen: www.lusttoeter.de
Internet-Portale
- Initiative zur Abschaffung der Jagd: www.abschaffung-der-jagd.de
- www.peta.de
- European Federation Against Hunting: www.efah.net
- Arbeitskreis für humanen Tierschutz und gegen Tierversuche:
www.arbeitskreis-tierschutz.de
Karl-Heinz List ist freier Autor: www.list-freierautor.de
Siehe auch:
- Verfassungsbeschwerden gegen neues Bundesjagdgesetz
- Hilfe, Hilfe! Ich habe einen Wolf gesehen!
- Novellierung des Jagdgesetzes NRW: Forderungen des Landesjagdverbands tierschutzwidrig!
- Reform des Jagdrechts in NRW – Drastisches Abschussverbot
Prof. Dr. Josef H. Reichholf zum Thema «Jägerlatein und Wildbiologie», Vortragsabend vom 15. 10. 2013 an der Uni Basel
Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen
@Gizmoo: Mehr als Prof. Reichholf als wissenschaftlichen Nachweis geht nicht… Oder? Deutschland das Land der Dummschwätzer und Ignoranten?
Greenpeace hat ja inzwischen auch die Robben verraten; siehe den Skandal um den Greenpeace Arctic Director Jon Burgwald in Robbenweste und -mantel. — Danke für den Artikel. Man kann gar nicht oft genug darauf hinweisen, dass durch die 380.000 deutschen Jagdscheinbesitzer= Hobbyjäger hier jedes Jahr 5 Millionen Wildtiere und mehrere hunderttausen Haustiere getötet werden; dazu kommen mehrere dutzend menschliche Opfer, so dass man beim Spaziergang in Wald und Feld in ständiger Gefahr ist, getroffen zu werden oder Gräueltaten an den Tieren miterleben zu müssen.
Inzwischen hat Greenpeace nicht nur die heimischen Wildtiere, sondern auch die Robben verraten. Siehe den Skandal um den Arctic Director Jon Burgwald von Greenpeace in Robbenweste und-mantel und seine Äusserungen zur Robbenjagd.
Danke für den Artikel. Es kann gar nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass deutsche Hobbyjäger pro Jahr 5 Millionen Wildtiere und mehrere hunderttausend Haustiere töten. Es gibt dazu noch mehrere Dutzend menschliche Opfer der Jagd, so dass sich Spaziergänger in Wald und Feld fürchten müssen, weil ca. 380.000 deutsche Jagdscheinbesitzer geil aufs Töten sind.
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gegen die Jagd !
Wo sind diese “Aktuellen wissenschaftlichen Studien”? Bitte verlinken!