Bei manchen Hunden ist die wirklich schwere Atemstörung, die Dyspnoe, schon von weitem erkennbar: Die armen Kerlchen, gehen sehr langsam und ziehen schnaufend die Luft zum Atmen ein. Ihre Zunge ist dunkel, oft bläulich. Es ist, als ob sie durch einen Strohhalm atmen müssten.
Abgesehen natürlich von anderen Gemeinheiten der Natur (Brachycephalensyndrom, Entzündungen der Tonsillen (Mandeln) oder auch Rachenentzündung mit Angina-Symptomatik, Stimmtaschentumoren und sonstigen Fiesitäten) sind die Larynxparalyse (Kehlkopflähmung) und der Trachealkollaps (Kollaps der Luftröhre) bei durchweg allen Rassen und Mischlingen möglich: Nervale Störungen sind Auslöser dieser Krankheitsbilder.
In der Schulmedizin ist der hilfreiche chirurgische Eingriff durchweg in allen modernen Chirurgie-Büchern nachlesbar. Bei einer Kehlkopflähmung hat sich eine einfache und wirklich wirksame Methode etabliert: Der Ary-Knorbel, auch als Arythenoid bezeichnet, wird straff mit dem Schildknorpel vernäht und kann nicht mehr nach Innen rutschen. Hierdurch wird die Stimmritze weiter und leichteres Atmen ist möglich. In manchen Fällen reicht der Eingriff von einer Seite nicht aus und muss von der anderen Seite auch durchgeführt werden. Für den Chirurgen, der die Anatomie wirklich beherrscht, ist diese Form der OP keine „große Nummer“ und kann in seiner Wertigkeit der Kastration einer Hündin gleichgestellt werden.
Etwas anderes ist es mit der OP des Trachealkollaps. Die Knorpelspangen der Luftröhre verlieren ihre Stabilität. Beim Einatmen verengt sie sich mit den bekannten Folgen.
Bis vor einigen Jahren musste der Brustraum geöffnet und die zusammengefallene Trachea mit Kunstoffen stabilisiert werden – nicht unbedingt jedermanns Sache. Heute werden so genannte Stents, in ihrer Funktion regenschirmähnlich, unter radiologischer Kontrolle einfach in die kranke Luftröhre geschoben. Dort werden sie entfaltet und halten den Querschnitt weit. Stents werden auch in der Gefäßchirurgie beim Menschen routinemäßig eingesetzt – z.B. bei drohendem Infarkt.
Wir beziehen unsere Stents aus Los Angeles, USA. „Ein so´n Teil“ kostet cirka 800 Dollar (was ich glatt als Wucher bezeichne, aber was soll man machen – man kann sie in Deutschland auch wesentlich teurer bekommen).
Wichtig ist die exakte Ausmessung unter Narkose: Es gibt verschiedene Größen und Längen. Bei fairer Betrachtungsweise sollte das Stent-Einsetzen nicht mehr als 200 Euro kosten (Narkose plus Radiologie).
Dirk Schrader, ist leitender Tierarzt des Tierärztlichen Instituts für angewandte Kleintiermedizin in Hamburg–Rahlstedt und Inhaber der Website Kritische Tiermedizin.
Foto: © manu