Bester Freund des Menschen, grosser Wirtschaftsfaktor, gemachtes Feindbild der Politiker und Projektionsfläche für ein unzufriedenes Volk, das nach Ventilen und einem Sündenbock sucht. Der Hund!
Die Lebenserwartung der Hunde hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verkürzt und erinnert an die geplante Obsoleszenz der Industrie bei Konsumartikeln. Sind Hunde der Spiegel unserer vom vermeintlichen Wachstum besessenen Industriegesellschaft, ebenfalls zu Wegwerfartikel mit verkürzter Lebenszeit verkommen?
Christoph Jung ist Psychologe, studierte Biologie, Autor des Schwarzbuch Hund, Die Menschen und ihr bester Freund, sowie Initiator des Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht und Besitzer zweier Bulldoggen.
Hounds & People: Geht es unseren Hunden heute wirklich besser als früher?
Christoph Jung: Wer weiß wirklich, wie es unseren Hunden geht, wie sie sich fühlen? Wir können es nur erahnen. Die meisten Menschen gehen zur Beantwortung dieser Frage wie selbstverständlich von ihrer Sicht als Mensch aus. Wenn der Hund genug Premium-Futter aus schicken Verpackungen bekommt, dazu noch in einer warmen Wohnung liegen und samstags zum teuren Hundetraining darf dazu alle drei Monate zum Check oder Impfen bei Tierarzt vorgestellt wird, dann meinen viele müsse es dem Hund doch gut gehen.
Das Streunerleben der Dorfhunde in Spanien erscheint solchen Menschen als Graus. Aber geht es unseren Hunden gut, wenn sie fast nur an der Leine laufen dürfen, ständig Straßenlärm und hektische Menschen um sich haben. Alleine dass er satt ist, macht noch keinen glücklichen Hund.
Früher wurden Hunde 15 Jahre und älter. Es gibt neben Aristoteles zahlreiche weitere Quellen aus der Geschichte, die eine doppelt so hohe Lebenserwartung der Hunde belegen. Die Hunde heute haben schon als Welpe ihr halbes Leben verloren. Auch war das gesellschaftliche Ansehen der Hunde früher viel höher. Schließlich waren sie wichtige Partner bei der Arbeit. Man kann kaum behaupten, dass es unseren Hunden hier und heute wirklich besser geht.
Hounds & People: Wieso wurden die Hunde sogar schon in der Antike Wesentlich älter?
Christoph Jung: Über die genauen Gründe kann man nur spekulieren. Tatsache ist, dass bereits von den alten Griechen und Römern etliche Schriften zur Hundehaltung und Hundezucht verfasst wurden, die teils auch das Alter dokumentieren. Aristoteles beschreibt die Lebenserwartung der Hunde in seiner “Re Animalum” vor 2.300 Jahren “mit 15-20 Jahren, selten mehr”. Es gibt zahlreiche ähnliche Angaben. Auch im 18. Jahrhundert werden solche Lebenserwartungen von Hunden berichtet, etwa von Georges Cuvier, einem der Begründer der modernen Zoologie. Man kann also nachweisen, dass die Hunde in den letzten hundert Jahren etwa die Hälfe ihrer Lebenserwartung eingebüßt haben.
Hounds & People: Warum wurden die Hunde früher mehr geachtet und respektiert? Da gab es doch, wie heute auch, Menschen die keine Hunde mochten.
Christoph Jung: Die Menschen hatten vor dem Mittelalter ein anderes Verhältnis zur Natur, das viel mehr von Respekt und dem Bewusstsein geprägt war, selbst nur Teil dieser Natur zu sein. Natürlich gab es auch einzelne Menschen, die keine Hunde mochten und es wird auch schon solche gegeben haben, die Tiere missbrauchten. Das Bild des Hundes war durch die enge gemeinsame Arbeit geprägt. Gemeinsame Arbeit verbindet und schafft Solidarität.
Gemeinsame Arbeit setzt voraus, dass man sich gegenseitig versteht, aufeinander hört, sich respektiert. So wundert es nicht, dass die Archäologen bei uns regelmäßig tausende Jahre alte Funde machen, die gemeinsame Gräber von Menschen und Hunden belegen. Wie kann man mehr seinen Respekt ausdrücken, als gemeinsam auf die letzte Reise zu gehen?
Hounds & People: Also sind die Dorfhunde in Spanien glücklicher als bei uns! Warum?
Christoph Jung: So pauschal kann man das nicht sagen. Aber mal vorausgesetzt sie werden einigermaßen gut behandelt, so ist das freie Leben als Streuner in einer Hundegruppe für die meisten Hunde im Vergleich zum restriktiven Leben in Deutschland geradezu paradiesisch. Hunde haben andere Präferenzen als die Show – “Tierschützer” im deutschen TV oder die kommerziellen “Not”-Hundehändler.
Hounds & People: Bei uns gab es ja früher auch Dorfhunde! Warum dürfen bei uns Hunde heute nicht mehr Hunde sein, und sich auch so verhalten?
Christoph Jung: Die eindrucksvollsten Hundepersönlichkeiten, die ich bisher kennen lernen durfte, waren solche Dorf- oder besser gesagt Bauernhunde. Zuletzt war es Blacky, ein Mittelspitz, von Nachbarn in unserem dörflich geprägten Stadtteil. Blacky kannte weder Halsband noch Leine und sein Revier war das ganze Dorf. Blacky kannte keine Mauern oder Zäune, er fand überall ein Durchkommen. Blacky war der einzige Hund, den mein 5x schwererer Bulldog Willi, ansonsten zu anderen Hunde eher abweisend, geradezu anhimmelte.
Blacky hörte aufs Wort. Er verstand die menschliche Sprache. Man konnte ihn gezielt zu bestimmten Nachbarn schicken, oder beauftragen einen bestimmten Gegenstand zu holen. Auf dem Traktor war der Beifahrersitz stets für ihn reserviert. Aber auch durchs nahe gelegene Einkaufszentrum ging er selbstbewusst präzise bei Fuß. Er wusste wohl, dass er sich hier benehmen musste. Blacky war nie krank. Noch als 16-jähriger meinte er, den Chef bei allen Hunden im Dorf spielen zu können. Ein junger Hovawart sah das anders und schüttelte unseren alten Blacky, so dass es ihm im wahrsten Sinne des Wortes das Genick brach.
Das war vor zehn Jahren. Dieses freie Hundeleben ist heute kaum noch irgendwo in Deutschland denkbar.
Hounds & People: Sind hierfür nicht auch Politiker mit verantwortlich?
Christoph Jung: Die Politik scheint um das Jahr 2000 den Hund wieder als nützlichen “bösen Wolf” entdeckt zu haben. Der Hund wird seither aktiv als Projektionsfläche zur Präsentation einfacher Schuldiger für diffuse Unzufriedenheit im Volk missbraucht. Anstatt die Hundezucht zu regulieren und Mindeststandards einzuführen, werden reflexartig Hunde verteufelt und reglementiert, wenn wieder einmal Menschen, meist einschlägigen Milieus, versagt haben. Die Stigmatisierung bestimmter Tier- oder Menschengruppen hat eine alte, unheilvolle Tradition gerade auch in Deutschland.
Hounds & People: Hierzu fällt mir Freiheit und Toleranz ein! In Ägypten gingen die Menschen für ihre Freiheit auf die Strasse und riskierten ihr Leben. Hier in Deutschland gibt es mehr Lebensversicherungen als Menschen. Im angelsächsischen Sprachraum spricht man schon lange von German Angst. Die Bevölkerung lässt sich überregulieren und gibt freiwillig ihre Freiheit auf! Sind unsere Hunde nicht vielmehr ein Symptom für eine kranke, ängstliche und intolerante Gesellschaft? Ist es nicht alarmierend wie einfach sich Menschen an die „Leine legen“ lassen?
Christoph Jung: Mir ist es nicht wirklich nachvollziehbar, dass sich die Hundehalter, und viele darunter werden ihre Hunde wirklich lieben, soviel gefallen lassen. Jeder drittklassige Politiker darf sich gefahrlos damit profilieren, wenn es nur darum geht, Hunde zu disziplinieren. Man regt sich zurecht über die Dioxin-Panscherei der Nahrungsmittelindustrie auf. Zugleich kauft man brav denselben Dreck für viel Geld als Hundefutter. Auch das Elend, dass durch die krank gezüchteten Hunde erzeugt wird, wird widerstandslos hingenommen. Da lässt man seinem Mops lieber bei Prof. Oechtering in Leipzig für 3.000 Euro die Atemwege richten.
Hounds & People: Solche Hunde wie Blacky kenne ich auch! Obwohl längst wissenschaftlich nachgewiesen wurde, dass alle Hunde mit der Fähigkeit auf die Welt kommen, die menschliche Sprache zu verstehen ohne diese Erlernen zu müssen, verhalten sich aber die meisten Menschen ihren Hunden gegenüber so, als seien sie “Anwwwbeten”. Eigentlich ist es aber umgekehrt! Müssten nicht in erster Linie die Menschen von den Hunden lernen und sie zunächst einmal auch als Hund wahr nehmen und respektieren?
Christoph Jung: Mit der Entfremdung von der natürlichen Umwelt hat der Mensch auch seinen Hundeverstand verloren. Es gibt heute erste wissenschaftliche Belege, etwa vom Max-Planck-Institut in Leipzig, dass auch Menschen instinktiv auf die Kommunikation ausgerichtet sind. Der heutige Mensch hat auch verlernt zuzuhören, sich auch einmal mit Respekt dem Gegenüber zu nähern. So wird megaphonartig auf die Hunde hereingequatscht. Dieselbe Ignoranz Hunden gegenüber sehe ich bei vielen so genannten Tierschützern, die Hunde als das willenlose Opfer sehen, das nur an den Segnungen unserer Kultur genesen kann.
Hounds & People: Warum haben Welpen heute schon ihr halbes Leben verloren?
Christoph Jung: Solange es keine Wende in der Hundezucht gibt, wird man diese traurige Erwartung jedem unserer Welpen in die Wurfkiste legen müssen.
Die Gründe sind vielfältig. Zum einen sind hier die Standards und die Auslegungen derselben durch die Showzucht zu nennen, die immer zum Extremen neigen. Eine Deutsche Dogge muss heute laut FCI-Standard mindesten 80cm hoch sein, ansonsten droht Zuchtausschluss. Vor hundert Jahren waren 80cm die maximale Größe im Standard. Eine Deutsche Dogge wir heute kaum noch 7 Jahre alt.
Dann das große Thema der Inzucht. Inzucht wird in der Rassehundezucht betrieben, als gäbe es keinerlei Erkenntnisse der Genetik zu deren fatalen Folgen für die Population. Darüber hinaus wird ganz offiziell mit Erbkrankheiten gezüchtet. Bei den Collies ist fast die ganze Zuchtpopulation von mindestens einer für die Rasse typischen Erbkrankheit betroffen. Die Zuchtauswahl über Generationen nach Äußerlichkeiten und nicht nach Wesen und Leistung tut ihr übriges. Das ist schon pervers, als würde man Menschen nach der Verteilung ihrer Sommersprossen aussuchen und bei manchen ausschließlich besonders lange Nasen zum Kriterium der Wahrheit erheben. In der Showzucht ist das aber DIE entscheidende Grundlage, ganz offiziell.
Nicht zuletzt die Ernährung der Zuchthunde. Ich bin der Meinung, dass die bei den allermeisten Züchtern über Generationen an Zuchthunden praktizierte Fütterung mit Industriefutter, die Hunde krank macht. Man hat ja beim Menschen in der niederländischen Langzeitstudie zu den Schwangeren des Hungerwinter 1944/45 festgestellt, dass die Folgen von massiver Fehlernährung noch bei den Enkeln der dann Geborenen nachweisbar sind. Durch die Mechanismen der Epigenetik merken sich auch nachfolgende Generationen Fehlentwicklung in der Ernährung und bilden entsprechende Fehlfunktionen des Körpers aus. Warum sollte das beim Hund anders sein?
Hounds & People: In den letzten 30 Jahren setzte sich auch schon Prof. Wegener dafür ein, nicht nur Qualzuchten zu verbieten. Wäre es nicht der erste Schritt, diese kriminellen und tierschutzrelevanten Machenschaften aus Profitgier zu beenden, indem Menschen bestimmte Hunderassen wie z.B. Möpse die zu den Qualzuchten gehören nicht mehr kaufen würden??
Christoph Jung: Eine solche Diskussion hatten wir auch in Berlin bei den Expertenrunden zur Novellierung des Tierschutzgesetzes. Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass man nicht das Kind mit dem Bade ausschütten darf. Das Verbot einer Rasse nutzt überhaupt nichts. Die heutige Rassehundezucht schafft es locker, innerhalb von 10-20 Jahre eine kerngesunde Rasse kaputt zu züchten, wie wir es leider schon beim Border Collie oder Australien Shepherd absehen können. Man müsste im Grunde dann praktisch alle Begleithunderassen verbieten, denn wirklich gesund ist kaum noch eine. Prof. Wegner ist leider eine der ganz wenigen Stimmen aus dem Kreis der Veterinäre, die ein echtes Interesse am Wohl der Hunde zu haben scheint. Im Qualzuchtgutachten von 1999, dass sein Mitarbeiter Bartels mitverfasst hat, sind viele Missstände konkret angeführt. Meiner Meinung nach müssten die Zuchtvereine nachweisen, dass ihre Zuchthunde frei von den genannten – und heute hinzugekommenen – Defekten sind, um überhaupt zur Zucht zugelassen zu werden. Eine gesetzliche Verpflichtung auf einen positiven Nachweis der Gesundheit wäre ein Quantensprung für die Gesundheit unserer Hunde.
Hounds & People: Welche Hunderassen gehören zu den Qualzuchten und unter welchen Krankheiten leiden die Hunde?
Christoph Jung: Meinen Beobachtungen nach ist der Cavalier King Charles Spaniel am schlimmsten von Qualzucht betroffen. Die Population ist weitgehend von 2 schwerwiegenden Erbkrankheiten belastet. Zum einen fast flächendeckend die Herzkrankheit MVD (Mitral Valve Desease), ferner die Nervenkrankheit Syringomyelie. Es ist skandalös und beschähmend wie die Behörden, der VDH und auch der Deutsche Tierschutzbund diesem züchterischen Treiben zuschauen, dass eindeutig tierschutzrelevant ist.
Hounds & People: Sie hatten die Idee zu dem Dortmunder Appell für eine Wende in der Hundezucht. Warum?
Christoph Jung: Je mehr ich mich mit der Hundezucht beschäftigte, desto tiefere Abgründe menschlicher Unmoral lernte ich kennen. Ich bin immer wieder erschüttert, auch heute noch, wie wir Menschen systematisch das Vertrauen der Hunde missachten, ja missbrauchen, gerade auch im angeblich so tierfreundlichen Deutschland. Der Profit lässt jede Moral versinken. Wir brauchen eine grundlegende Wende in der Hundezucht.
Ich hatte gestandene Männer am Telefon, die weinend von ihrem Epilepsie kranken Beagle berichteten und von der Ignoranz der Beagle-Züchter und Zuchtvereine. Selbst gestandene Züchter, die es wagen, die gesundheitlichen Schwachpunkte ihrer Rasse zu benennen, werden meist als “Nestbeschmutzer” gnadenlos gemobbt. So sah ich viele Hundefreunde resignieren. Zugleich wird das Thema der Missstände in der Rassehundezucht von den Medien konsequent vertuscht. Hundeelend gibt es auf Mallorca, nicht bei uns, will man uns suggerieren.
Da hatte ich schon lange den Gedanken an eine öffentliche Plattform, um das Thema erst einmal gesellschaftlich zu artikulieren. Im Mai 2009 hatte ich Besuch von Heike Beuse und ihren beiden Kollegen. Da schlug ich ihnen und einigen weiteren Hundefreunden vor, damit zu starten.
Hounds & People: Ja, leider hat Mobbing, ein anderes Wort für Denunziation, in diesem Land wieder Tradition, das Beginnt heute schon bei den Kindern in der Schule. Was würden Sie diesen gemobbten seriösen Züchtern raten?
Christoph Jung: Ich praktiziere es seit etlichen Jahren selbst: seriöse, mit belastbaren Quellen fundierte Berichterstattung. Übertreibungen sind leider nicht nötig. Und dann Durchhaltevermögen. Die Profiteure am Hundeelend sind gewöhnt, mit Geschrei und Rechtsanwälten kritische Stimmen mundtot zu machen. Davon darf man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen. Erst Ende letzten Jahres hat ein großer VDH Verein, den ich in einem Artikel wegen bewusster Zucht mit Erbkrankheiten kritisiert hatte, seine aufgefahrenen Rechtsanwälte zurückgepfiffen und sämtliche Anschuldigungen mir gegenüber zurückgenommen. Ich habe auch das Gefühl, dass die Hundehalter langsam wach werden und sich mit dem heile Hundewelt Gedusel nicht mehr so leicht abspeisen lassen.
Hounds & People: Würde eine Verbraucher Rubrik mit Archiv nutzen, in die alle Hunderassen mit aufgetretenen Erbkrankheiten und deren Züchter eingetragen und veröffentlicht werden könnten?
Christoph Jung: Solche Datenbanken gibt es bereits im Ausland, z.B. von skandinavischen oder US-Versicherungskonzernen zur Berechnung der Gesundheits-Policen. Ich glaube auch nicht, dass es an Erkenntnissen über die Gefährlichkeit bestimmter Praktiken mangelt. Es ist seit mehr als 150 Jahren dokumentiert, das Inzucht gefährlich ist. Oder schauen wir auf die Extremzuchten bei Deutscher Dogge, Mops oder Bulldog, da ist Qualzucht evident. Schon 1999 hatte das Gutachten zu §11a Tierschutzgesetz zahlreiche Missstände der Zucht präzise dokumentiert. Das hat die Zuchtszene wie auch die meisten Hundehalter genauso viel interessiert, wie der berühmte Sack Reis in China.
Hounds & People: Deutschland ist kein tierfreundliches und auch kein so menschenfreundliches Land wie es sich darstellt. Wie könnte die Wende in der Hundezucht aussehen?
Christoph Jung: Mit dem Dortmunder Appell soll der Öffentlichkeit eine Art Weckruf gesendet werden. Es wird erst dann etwas geändert, wenn von Seiten der Halter und seriösen Züchter genug politischer Druck aufgebaut wird. Ich glaube nicht daran, dass der VDH oder die meisten anderen Zuchtvereine von sich aus zu einer Umkehr bereit sind. Nur durch politische, das heißt gesetzliche Rahmenbedingungen und Mindeststandards wird eine Wende erzielt werden können.
Wir haben da aber mächtige Gegner. Zum einen die Tierärzteschaft und die Pharmaindustrie, die an dem gesundheitlichen Elend unserer Hunde kräftig verdienen. Entscheidend ist aber die Nahrungsmittel- und Agrarindustrie.
Diese will zum einen höhere Tierschutzstandards auch hinsichtlich ihrer Massentierhaltung verhindern. Zum anderen ist sie an dem Bild einer heilen Hundewelt interessiert, in dem unkritische Konsumenten ihren Fastfood-Dreck für teuer Geld kaufen. Daher darf Tierschutz bei Hunden in den TV- und Printmedien nur bei den bösen Nachbarn vonnöten sein. Vor der eigenen Tür wird nicht gekehrt. Es ist schon ein Skandal wie die Medien, wider besseren Wissens die Missstände in der Zucht, Ernährung und im Handel mit Hunden ignorieren.
Hounds & People: Vielen Dank Herr Jung, für dieses ausführliche Interview!
Siehe auch: Universell einsetzbarer “Wegwerfartikel” für Wirtschaft und Politik – Teil 1
Es liegt noch sehr viel mehr im Argen. Neben den immer mehr werdenden gesundheitlichen Defiziten durch mangelhafte Rassestandards stehen wir auch im Bereich Hundeverhalten und Umgang mit dem Hund vor einer starken Front.
Wohin wird der momentan beschrittene Weg der Behörden führen? Vergangene und gegenwärtige Maßnahmen zur “Vermeidung” von Übergriffen durch Hunde werden auf dem Rücken der Hunde ausgetragen. Augenscheinlich mit dem Ziel: auffällig gewordene Hunde”rassen” auszurotten. Nur ist man sich auch im Klaren wohin dieser Weg führt? Denn JEDER Hund kann auffällig werden und zwar jederzeit unabhängig von der Rasse!
Die Behörden haben leider bis heute nicht erkannt, dass nicht der Hund aus eigenem Antrieb zu einem vermeintlich gefährlichen Lebewesen “mutiert” sondern lediglich das Endprodukt des menschlichen Einflusses ist.
Im Bereich der “Erziehung”, Ausbildung und Anleitung für Hund und Halter gibt es keine Richtlinie. Behörden verlassen sich auf die Meinung “rennomierter Kynologen” welche ihren Bekanntheitsgrad durch die Veräußerung von teils fragwürdigen Studien, Herausgabe von Literatur oder Forschung an wild lebenden Tieren erlangten.
Wohin hat es geführt?
Zum heutigen Stand der Verordnungen und Gesetze gegen den Hund!
Wie weit wird es gehen, wenn selbst Behörden Hilfsmittel wie “Halti & Co” den Menschen verordnen, die durch ihr eigenes fortgeschrittenes Alter nicht in der Lage sind ihren DSH zu führen, dabei aber von amtstierärztlicher Seite (bei Sichtung) vollkommen übersehen wird, dass selbiger Hund krank ist.
Massen an Hundeschulen sind in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Einige durchaus sehr gute praktizieren auf der natürlichen Basis des Hundes, aber Viele praktizieren auf dem Rücken des Hundes und produzieren somit (sicher unbewußt) Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden durch die Anwendung von Hilfsmitteln zur Massregelung hündischen Verhaltens. Ein Hoch auf die Marktwirtschaft… zum Leidwesen unserer doch so sehr geliebten Hund.
Ein Hund macht sich niemals alleine zu dem was er dann in unserer Gesellschaft darbietet.
Es ist dringend an der Zeit Veränderungen herbeizuführen. Es ist dringend an der Zeit das natürliche Erbe des Hundes wieder in den Vordergrund zu stellen und präventiv anzusetzen, denn: gegen etwas zu unternehmen ist bereits zu spät!
Besser wäre der Ansatz wie es gar nicht soweit kommen muss.