Natürlich ging das nicht immer eklatfrei ab – hin und wieder, besonders an sehr gut besuchten Schönwetterferienwochenenden kam es zu Konfrontationen zwischen den verschiedenen Interessengruppen:
Fußgänger beschwerten sich über Radfahrer, Radfahrer beschwerten sich über Kinderwagenschieber und Kinderwagenschieber beschwerten sich sicher auch über irgendwas. Den Schwimmern passten die Enten nicht und die Böötschenpaddler fanden die Schwimmer doof.
Der Berliner beschwert sich ja grundsätzlich gerne mal, insofern kam ihm das eigentlich gelegen. Hier konnte man bei schönem Wetter hingehen und sich ordentlich ärgern, um abends wieder zufrieden zuhause auf dem Sofa zu sitzen und Tatort zu gucken.
Die bezirklichen Machthaber waren damit jedoch nicht zufrieden, dieses ergebnislose vor sich hin Genöhle führte ja zu nichts, da mussten drastische Maßnahmen ergriffen werden, um so richtig Unfrieden zu stiften. Und so einigte sich die grüne Stadträtin mit sich selber und machte das schwächste Glied zum Sündenbock: den Hund.
Das nichtsahnende Tier konnte bisher zumindest an einer Seite des Sees unbefangen spielen und baden, aber damit sollte jetzt Schluss sein, und nicht nur damit: auch an der Leine darf es nunmehr nicht mehr am See entlang geführt werden, es ist also sozusagen komplett verbannt.
Um die Möglichkeit für weitere Querelen noch effektiver zu gestalten entschloss man sich, eine möglichst unklare Regelung, bar jeder juristischen Grundlage geschweige denn Logik oder Sinnhaftigkeit möglichst wischi-waschi und auf der Grundlage unhaltbarer Argumente umzusetzen. Dieser Blödsinn hat jemanden sicherlich viel Hirnschmalz gekostet – so einfach kommt man nämlich nicht auf solchen Quatsch.
Aber die Mühe hat sich gelohnt: die ohnehin herrschende Nörgel-Attitüde schlägt langsam aber sicher in willkürliche Aggression um, die sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit – also wenn irgendwo ein Hund auftaucht – entlädt. Und zwar egal ob der dort regelgerecht, rechtmäßig, angeleint, als Blindenhund oder im Fahrradkörbchen ausgeführt wird.
Und natürlich ist auch der Hundebesitzer Ziel der Ausbrüche niedrigster Instinkte: ekelhaften Beschimpfungen und dumpfen Übergriffigkeiten sind überall Tür und Tor geöffnet und Idiot fühlt sich auch noch im Recht, dank der schwachsinnigen politischen Vorlage.
Super gemacht, kann man nicht anders sagen. Wenn man diese Stadt noch ein bisschen unentspannter machen will, dann muss man da so rangehen. Als wenn es mit Flüchtlingsproblemen, Geldsorgen und verschiedensten sozialen Brennpunkte nicht genug Konfliktpotential gäbe.
Beate Fischer ist Mitglied der Bürgerinitiative Berliner Schnauzen
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Siehe auch:
- Sogenanntes Hundeverbot steht über dem Grundgesetz
- Hunde am Schlachtensee: Ergebnisse des Gerichtstermins vom 15.07.2015
- Leinenzwang für Hunde? Wozu dient dieser Unsinn?
- Berlin-Schlachtensee: Beleidigungen und Übergriffe gegen Hundehalter
- Verordnung Schlachtensee: Der Rucksackberliner und die Folgen
- Tendenziöse Podiumsdiskussion der Springer Presse – Hundeverbot am Schlachtensee
- Berliner Senat lehnt Gespräch mit Initiative “hundeamschlachtensee” ab
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